Andacht vom 03.05.2005:
Widerstand
Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch. Jakobus 4,7
Man muss hier genau lesen. Nicht vom Besiegen, sondern vom Widerstehen ist die Rede. Aber Widerstand hat zur Folge, dass der Böse flieht, und der Flüchtende ist der Verlierer. Also ist Widerstand bereits Sieg.
Viele ernsthafte Christen haben weder in der Gemeinde noch in ihrer Familie Widerstand kennengelernt. Und doch ist die Fähigkeit zum Widerstehen eng mit dem christlichen Glauben verbunden. Wenn Kinder erleben, dass ihr frommer Vater, gerade von der Arbeit nach Hause gekommen, mit der Faust auf den Tisch schlägt und sich über das unfaire Verhalten eines seiner Mitarbeiter empört, dann fragen sie sich: "Warum hat er ihm nicht gesagt, dass sein Verhalten unfair ist?"
Das Böse zeigt sich uns in vierlerlei Gestalt. Am schwersten ist ihm zu begegnen, wenn es in guter oder gar frommer Absicht geschieht. Widerstand gegen das Böse beginnt damit, dass man sein eigenes Verhalten kritisch beurteilt. Manche Rentner zum Beispiel scheinen so sehr beschäftigt zu sein, dass sie ständig "keine Zeit" mehr haben. Sie sollten einmal mehrere Tage lang aufschreiben, was sie von früh bis abends getan haben. Vielleicht kommen dann fünf Stunden vor dem Fernseher heraus, die aber gar nicht als vertane Zeit gesehen werden. Widerstand gegen das Böse kann insofern auch ein neues Verhältnis zu den Medien bedeuten. Besonders notwendig ist natürlich Widerstand gegen Ungerechtigkeit, gegen die Ausnutzung anderer, gegen Lieblosigkeit und Rechthaberei.
Allerdings, das sagt der nächste Vers, ist es mit Widerstand allein nicht getan. "Naht euch zu Gott!" Aber mit dem Widerstand gegen das Böse fängt es an.
Gerhard Rempel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.