Andacht vom 21.05.2005:
Das Messer
Gottes Wort ist voller Leben und Kraft. Es ist schärfer als die Klinge eines zweischneidigen Schwertes, dringt es doch bis in unser Innerstes, trennt dort Menschliches von Göttlichem und trifft uns tief in Mark und Bein. Dieses Wort ist ein unbestechlicher Richter über die Gedanken und geheimsten Wünsche unseres Herzens. Hebräer 4,12 (Hoffnung für alle)
Gottes Wort schneidet tief; es ist wie ein Messer. Wenn wir das Messer durch einen Apfel ziehen und die Hälften auseinander klappen, wird das Kernhaus sichtbar mit den Kernen. Wir entdecken, was in dem Apfel ist - vielleicht eine faule Stelle, ein Wurmloch, von außen nicht sichtbar.
Das Gleiche wie ein Messer tut Gottes Wort mit uns. Es dringt tief in unser Inneres und legt bloß, was in uns ist. Das kann bei der Morgenandacht geschehen, aber auch tagsüber, wenn uns plötzlich ein Bibelvers einfällt, der unsere Situation berührt. Manchmal im Gottesdienst, wenn ich mehr oder weniger zuhöre, trifft mich auf einmal ein Satz wie ein Blitzschlag. Oh, ich bin gemeint! - Oder wir stecken in einem Zwiespalt, müssen uns entscheiden. Zwei Stimmen in unserem Herzen reden auf uns ein. Jede möchte Recht behalten. Woher weiß ich, welche Stimme von Gott ist?
Das Wort Gottes kann es mir zeigen. Dazu muss ich bereit sein, meine Gedanken zu hinterfragen, meine geheimsten Wünsche, meine Motive. Vielleicht kriege ich dabei mehr zu hören, als mir lieb ist. Aber dieser tiefe Schnitt ist heilsam, denn wie könnten die faulen Stellen meines Lebens entfernt werden ohne dieses nützliche Messer? Es schneidet nicht nur, es heilt zugleich, denn die Bibel vermittelt uns Gottes Kraft. Es ist diese Kraft, die das Leben schuf. Sie kann auch uns neu beleben, in uns Hoffnung und Zuversicht wecken, so dass wir wieder ein Ziel vor uns sehen und weitergehen können.
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.