Andacht vom 26.05.2005:
Wer hilft mir?
Kommt doch zu mir; ich will euch die Last abnehmen! Ich quäle euch nicht und sehe auf keinen herab. Stellt euch unter meine Leitung und lernt bei mir; dann findet euer Leben Erfüllung. Matthäus 11,28.29 (Die Gute Nachricht)
Wir tun dem Text sicher nicht Gewalt an, wenn wir ihn auch als Ruf an Sünder verstehen. Jesus hat sich häufig Sündern zugewandt und bei ihnen mehr Zuspruch als bei den "Heiligen" gefunden. Als er unaufgefordert ins Haus des Oberzöllners Zachäus ging, "murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt." (Lk 19,7)
Als im Hause eines Pharisäers eine stadtbekannte Sünderin Jesu Füße küsste und mit teurem Öl salbte, war der Gastgeber empört (Lk 7,37-39).
Einer Samariterin (!), die von fünf Männern fallen gelassen war und nun unverheiratet mit einem sechsten zusammenlebte, offenbarte sich Jesus als Messias (Jo 4). Kein Wunder, dass ihn die frommen Zeitgenossen "einen Freund der Zöllner und Sünder" schimpften (Lk 7,34). Warum hat Jesus diesem Vorwurf nicht widersprochen?
"Die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, die Sünder zur Buße zu rufen und nicht die Gerechten." (Lk 5,31)
Wie verhalten wir uns als Christi Botschafter zu Sündern? Wie steht es um unsere Ausstrahlung und Anziehungskraft auf Verlorene, die in der Gemeinde durch Christus ihre Last loswerden und wahre Lebenserfüllung finden könnten? Nehmen wir bei dieser Aufgabe Jesu Vorbild ernst?
Als sich eine Prostituierte aus der "Szene" gegen über einem Sozialhelfer aussprach und der sie schließlich fragte, ob sie je daran gedacht hätte, in einer Kirche Hilfe zu suchen, meinte sie: "Kirche? Was soll ich denn da? Ich fühle mich sowieso schon schlimm genug. Da würde ich mich nur noch schlechter fühlen." Bei Jesus hätte die Frau diese Furcht nicht haben müssen!
Joachim Hildebrandt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.