Andacht vom 01.06.2005:
Unerfüllte Bitten?
Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. Darum sollt ihr so beten... Matthäus 6,7-9
Warum überhaupt beten, wenn Gott sowieso weiß, wie es uns geht? Uns ist klar, dass wir Gott weder informieren noch überreden müssen. Und doch ist das anhaltende Gebet so wichtig. Es ist einerseits Eingeständnis meiner Bedürftigkeit: Ich komme allein nicht weiter und benötige Hilfe. Andererseits bringt das Gebet mein Vertrauen zum Ausdruck: Gott kann mir in dieser Angelegenheit weiterhelfen. Nur wo ich ganz konkret etwas von Gott erwarte, weiß ich, dass die Hilfe von ihm kommt. Doch Gott drängt sich niemandem auf. Wenn Menschen aber an seinen Beistand appellieren, wird er gern eingreifen. Ungebetenes Eingreifen wäre Zwang.
In seiner Liebe akzeptiert Gott die freien Entscheidungen des Menschen. Umso mehr setzt er sich für die ein, die ihn zielgerichtet anbeten.
Warum erfüllt er dann manche Bitten nicht? Aus seinem Blickwinkel sind viele unserer Ideen schädlich für uns. Darum ist es unser Glück, dass sich Gott nicht kommandieren lässt. An dieser Stelle wird deutlich, dass Gebet keine Einbahnstraße sein soll. Gottes Antwort auf unsere Gebete sind nicht nur erfüllte oder unerfüllte Bitten, sondern auch Einsicht in seine Pläne. Das setzt natürlich voraus, dass ich innerlich offen bin für seine Hinweise. Nehme ich mir beim Beten auch die Zeit, auf seine Antworten zu achten? Habe ich gelernt, Gottes Stimme aus dem Lärm unserer Zeit herauszuhören? Vernehmen kann ich sie allerdings nur, wenn ich sie zuvor in der Bibel kennen gelernt habe.
Das Erkennen der Antwort auf meine Gebete und das Hören auf Gottes Wort bedingen einander. "Unbeantwortete" Gebete sind darum nicht auf Gottes Schwerhörigkeit zurückzuführen, sondern mehr auf unsere eigenen "Hörprobleme".
Im Gebet darf ich mich dem Herrn des Universums anvertrauen. Gibt es ein größeres Vorrecht?
Andreas Schmidtke
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.