Andacht vom 02.06.2005:
Freudiges Geben?
Sondern du sollst ihm [Gott] geben und dein Herz soll sich's nicht verdrießen lassen, dass du ihm gibst; denn dafür wird dich der Herr, dein Gott, segnen in allen deinen Werken und in allem, was du unternimmst. 5. Mose 15,10
Man spürt es förmlich: Da ist jemand verstimmt, vielleicht sogar ärgerlich über die Aufforderung: Du sollst geben! Wann war das? Nicht heute oder gestern, sondern vor langer Zeit in Israel.
Das Andachtswort steht in dem Kapitel, das auf das "Erlassjahr" eingeht, ein Stück der "Sozialversicherung" in Israel. Diese Einrichtung hat sich im Volk Gottes bewährt. Freilich kommen die biblischen Weisungen nicht aus ohne "Du sollst dein Herz nicht verhärten" oder "Du sollst deine Hand nicht zuhalten." Wie weit ist der Weg vom Herzen zur Hand? Herzenshärte ist eine innere Angelegenheit! Wie geht es uns, wenn wir zum Geben aufgefordert werden? Auch da gilt: "Dein Herz soll nicht in verdrießlicher Stimmung sein, wenn du gibst." (Bruns) Dass wir unsere Gaben der Gemeinde nicht vorenthalten, sei vorausgesetzt. Doch dann kommen die schlimmen Nachrichten mit den Bildern von Hunger, Krankheit, Vertreibung, Katastrophen. Wir sind gerufen, die Not zu lindern, hat doch Jesus selber vor seinem Abschied zu den Jüngern gesagt: "Arme habt ihr allezeit unter euch." Und wenn wir demnächst wieder einmal stöhnen über die vielen Aufrufe zu spenden, sollten wir unsere innere Haltung hinterfragen. Liegt es an unserem Herzen? Ist es Undank oder Oberflächlichkeit, dass wir klagen? Haben wir vergessen, dass wir Brot, Wohnung und Wärme Tag für Tag genießen können?
Wer sich das vor Augen hält, wird seine Ansprüche getrost ein wenig reduzieren, und unversehens wird die "verdrießliche Stimmung" weichen. Dabei hilft uns das gute Wort des Apostels Paulus: "Ein jeder [gebe], wie er's sich im Herzen vorgenommen hat, nicht mit Unwillen oder aus Zwang; denn einen fröhlichen Geber hat Gott lieb." (2 Ko 9,7)
Renate Poller
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.