Andacht vom 13.06.2005:
Überhitzte Manneskraft
Und es begab sich danach, dass Absalom sich einen Wagen anschaffte und Rosse und fünfzig Mann, die seine Leibwache waren. 2. Samuel 15,1
Die fünf Eingangsworte dieses Verses lassen zunächst nicht erahnen, dass damit ein Geschehen eingeleitet wurde, das für die Familie Davids zu den schmerzlichsten Erfahrungen zählte. Auch Familien derer, die sich zum Volke Gottes bekennen, bleiben nicht von Kummer und Leid verschont. Gottes Wort aber leuchtet hinter die Kulissen und erinnert daran, dass Zusammenhänge bestehen zwischen Geschehnissen, die wir vielleicht längst vergessen haben.
Was war im Hause Davids vor sich gegangen? Amnon, ein Sohn Davids, hatte sich an seiner Halbschwester Tamar vergangen. Als David davon hörte, war er zwar "sehr zornig", aber er unternahm nichts, seinen Sohn wegen des begangenen Unrechts zu strafen; denn er "liebte ihn, weil er sein Erstgeborener war" (2 Sam 13,21). Erst Absalom, der dritte Sohn Davids und Bruder Tamars, fühlte sich zum Richter berufen. Zwei Jahre später erschlug er seinen Bruder Amnon, um seine Schwester zu rächen. Eine Schuld hatte sich zur anderen gefügt. Um sich seiner Strafe zu entziehen, floh Absalom zur Familie seiner Mutter. Nach längerer Zeit kehrte er durch Vermittlung Joabs wieder nach Jerusalem zurück. "Und es begab sich danach..."
Wo Sünde nicht mit Namen genannt und verurteilt wird, kann es keine Vergebung geben. Die Sünde bleibt, wenn auch im Verborgenen.
Vier Jahre nutzte Absalom, um die Männer Israels für sich zu gewinnen. Dann zettelte er einen Aufruhr gegen den König an. Der Vater musste vor dem Sohn fliehen und konnte gerade noch sein Leben retten. Schließlich griff Gott ein. Absalom fand in der Empörung gegen seinen Vater und gegen Gott ein schmähliches Ende. Als David die Nachricht vom Tode seines Sohnes hörte, war er untröstlich. Ihm wurde bewusst, dass er in falsch verstandener Liebe die Augen vor der Sünde verschlossen und nun selbst an den Folgen zu leiden hatte.
Manfred Böttcher
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.