Andacht vom 19.06.2005:
Muss das sein?
Denn wen der Herr lieb hat, den züchtigt er, und er schlägt jeden Sohn, den er annimmt. Hebräer 12,6
Was für ein Text! Auch ich empfinde diese Worte als einen harten Brocken, der nicht ohne weiteres verstanden und hingenommen wird, weil er so gar nicht in unsere Auffassung von Erziehung passt. Mir helfen zum Verständnis folgende Gedanken: Gott ist unser liebender Vater, der keine Freude am Prügeln hat.
"Schlagen" muss nicht rohe Gewalt bedeuten; auch unmissverständliche Zurechtweisung im Alltag gehört dazu.
Gottes Absicht bei all dem, was wir als "Züchtigung" bezeichnen, ist, uns von unserem falschen Verhalten zu befreien und uns auf die ständige Gemeinschaft mit ihm im Reiche Gottes vorzubereiten.
Hinzu kommt die Einsicht, dass wir Menschen manchmal sehr starrköpfig und eigenwillig sind und oft lange brauchen, ehe wir uns korrigieren lassen. Deshalb lässt Gott es gelegentlich zu, dass wir "gegen die Mauer laufen" und uns Blessuren holen. Und darum sollten wir nicht jedes Missgeschick als Strafe Gottes verstehen, das doch in Wirklichkeit Folge unserer Eigenwilligkeit ist. Wenn ich mich beispielsweise unvernünftig ernähre, darf ich eine daraus folgende Krankheit nicht als Strafe Gottes betrachten.
Gott erzieht uns, und das ist gut, wenngleich uns selbstbewussten Menschen das nicht behagt. Wenn der Herr uns aber so bleiben ließe, wie wir sind, gefiele uns das letztlich auch nicht. Gottes manchmal schmerzhaftes Erziehen will uns die Erkenntnis vermitteln, dass er uns liebt und uns nicht aufgibt. Dafür sei ihm Dank!
Klaus Heilmann
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.