Andacht vom 14.07.2005:
Selbsterkenntnis
Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. Johannes 17,3
Der materiell eingestellte Mensch des einundzwanzigsten Jahrhunderts scheint die Seele wiederentdeckt zu haben. Seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts gibt es einen "Psychoboom", das heißt eine Flut von Angeboten, die Seele zu heilen und ihre Kräfte zu nutzen. Hunderte zum Teil äußerst fragwürdige Methoden der Psychotherapie wollen helfen, das Leben zu meistern. Da der heutige Mensch alles Mögliche kennt, nur nicht sich selbst, greift er nach der angebotenen "Selbsterfahrung" und "Selbstverwirklichung". Viele haben die gesuchte Freiheit nie gefunden, ja sogar ihre vorhandene Freiheit verloren. Auf der Suche nach Selbsterkenntnis war man schon im Altertum; an einem griechischen Tempel stand: "Erkenne dich selbst!"
Am Wert wissenschaftlicher Erforschung der Persönlichkeitsstruktur soll hier nicht gezweifelt werden, aber will und kann man auf der Suche nach dem Selbst ein besserer Mensch werden? Gottes Wort fordert uns auf, Christus zu erkennen und so gesinnt zu sein wie er (Phil 2,5). Viele halten es für anmaßend, sich mit Jesus zu vergleichen, da er doch der vollkommene Gottessohn war. Aber er war auch der vollkommene Mensch! Im Vergleich mit ihm begreifen wir, wie unvollkommen wir sind, wie weit entfernt von dem Menschenbild, das der Schöpfer entworfen hat. Die Sünde hat unser Wesen entstellt. Doch Christus kam, um das Verlorene wiederzubringen. Wenn wir uns fragen: Wie hätte Jesus in meiner Lage gehandelt?, sind wir auf dem besten Weg, uns selbst zu erkennen. Und wenn wir uns durch Jesu Geist zur Umkehr bewegen lassen, kann der Heilungsprozess unserer Seele beginnen. Nicht psychologische Kunstgriffe werden uns verändern, sondern die Gnade Gottes.
Konrad Edel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.