Andacht vom 25.07.2005:
Des Teufels liebstes Möbelstück
Lasst euch deshalb durch niemanden von euerm Ziel abbringen. Schon gar nicht von solchen Leuten, die sich in falsch verstandener Demut gefallen, zu Engeln beten und sich dabei stolz auf ihre Visionen berufen. Diese Menschen haben nicht den geringsten Grund, sich derart aufzuspielen. Kolosser 2,18 (Hoffnung für alle)
Als ich mich dem Fußgängerübergang näherte, sah ich auf der anderen Seite eine junge Frau stehen. Sie hatte die Ampelschaltung schon gedrückt und ich wollte gern davon profitieren. Das tat ich auch, als das grüne Männchen zum Überqueren einlud. Dabei schaute ich zu der Frau gegenüber. Sie stand noch immer dort und hantierte an ihrem Handy herum. Als ich die Straßenmitte erreicht hatte und sie sich noch immer nicht rührte, rief ich ihr zu: "Nun sollten Sie aber starten!" Im buchstäblich letzten Augenblick -das Männchen verfärbte sich bereits - lief sie los.
Diese Beobachtung ging mir durch den Kopf. Wie kann man sich nur etwas vornehmen und es tatsächlich im nächsten Augenblick vergessen? Wer hat denn da wohl dazwischengefunkt? Ihr Ziel war doch, auf die andere Seite zu kommen, die Straße zu überqueren.
Natürlich kann man diese Lappalie nicht mit dem Ziel vergleichen, von dem in unserem Andachtswort die Rede ist. Dennoch zeigt dieses "Gleichnis": Es gibt Kräfte, die uns in entscheidenden Augenblicken derart ablenken, dass wir unwiederbringliche, einzigartige Gelegenheiten versäumen. Ich kann nur hoffen, dass mir jemand in solch einer Situation zuruft: "Nun solltest du aber starten!"
Natürlich ist das Leben nicht mit dem Überqueren einer Straße an der Fußgängerampel vergleichbar. Verpasse ich die Grünphase, dann kostet mich das lediglich ein paar Minuten Wartezeit. Im Leben geht es häufig genug um einmalige, unwiederbringliche Gelegenheiten. Verpasst ist eben verpasst, eine zweite Chance gibt es nicht.
In der Apostelgeschichte (24,25) ließ der Statthalter Felix die einmalige Chance zur Wende in seinem Leben verstreichen. Er schickte Paulus mit den Worten fort: "Für diesmal geh! Zu gelegener Zeit will ich dich wieder rufen lassen." Diese gelegene Zeit ist nie wieder gekommen. Für ihn rutschte die einmalige Gelegenheit auf die "lange Bank", des Teufels liebstes Möbelstück.
Ich hoffe, uns ergeht es nicht so, weil wir sofort auf die Signale reagieren, die Gott uns sendet.
Felix Schönfeld
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.