Andacht vom 19.08.2005:
Stille essen Seele auf!
Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. Psalm 62,2
Manche fürchten nichts mehr als die Stille. Für sie ist eine ständige Geräuschkulisse unentbehrlich, sei es unterwegs oder zu Hause. Wenn Radio, Fernseher oder Stereoanlage defekt sind, wird sofort der Reparaturdienst angerufen. Wie könnte man sonst die plötzliche Stille ertragen?
Ein Firmenchef bot seinen Betriebsangehörigen jährlich einen kostenlosen Erholungsurlaub in einem firmeneigenen Haus inmitten einer wundervollen Umgebung an. Von diesem großzügigen Angebot machten aber nur wenige Gebrauch. Ein Mitarbeiter fand die Ruhe dort unerträglich und wollte nie wieder hin.
Woran liegt es, dass so viele Angst vor der Stille haben und nicht damit umgehen können? Kann es sein, dass sich bei ihnen die Stimme des Gewissens meldet und an alte Schuld erinnert, die man zwar verdrängt, aber nicht vergessen hat? Oder die Frage nach dem Sinn des Lebens eine Antwort fordert? Vielleicht sucht man deshalb Zerstreuung und Zeitvertreib.
Es gilt, stille zu werden vor sich selbst, in sich selbst. Schon das kann dem heute so gehetzten Menschen etwas Heilendes und Befreiendes verleihen. Diese Stille stellt sich aber nicht von selbst ein. Sie muss geübt, ausgeholten und sinnvoll gefüllt werden.
Unser Leittext gibt uns die Richtung an: "stille zu Gott". König David hatte Gott vertraut, und das stärkte ihn gegen seine Feinde. In der Stille zu Gott und mit Gott können wir neue Kraft, neue Erkenntnis, neue Wegweisung und neuen Mut schöpfen - Gott ist immer bereit zu dieser Stille mit uns.
Heute ist ein neuer Tag, um diese hilfreiche, wohltuende Stille zu suchen und Gott zu begegnen.
Johannes Haase
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.