Andacht vom 30.08.2005:
Gottes Zorn
Der Herr ist zornig gewesen über eure Väter. Aber sprich zum Volk: So spricht der Herr Zebaoth: Kehrt euch zu mir, spricht der Herr Zebaoth, so will ich mich zu euch kehren, spricht der Herr Zebaoth. Sacharja 1,2.3
Auf den ersten Blick scheint es, als ginge es auch im Glauben um Leistung und Gegenleistung. Sagt Gott nicht: Wer sich reumütig verhält, dem wende ich mich zu? Also doch menschliche Leistung, die das Wohlwollen Gottes "mobilisiert" - und sei es nur der Vorgang der Buße. Aber der Schein trügt! Bekehrung ist keineswegs "Vorarbeit" fürs Heil, sondern Antwort auf den Ruf Gottes.
Bevor Israel zur Umkehr gerufen wurde, hatte sich der Herr dem Volk zugewandt. Damit war der Zustand der Feindschaft beendet, den "die Väter" durch fortgesetzten Ungehorsam herbeigeführt hatten. Der Prophet sagt: Der Herr war zornig über das gottlose Leben eurer Vorfahren, aber nun soll es anders werden. Die Formulierung "ist zornig gewesen" macht deutlich, dass sich Gott dem Volk wieder zugekehrt hatte, ehe von Umkehr die Rede war.
Wenn jemand eine Vorleistung erbracht hat, dann ist es Gott!
Der Prophet rief Israel auf nachzuvollziehen, was der Herr bereits getan hatte. In diesem Sinne schrieb Paulus an die Christen in Rom: "Weißt du nicht, dass dich Gottes Güte zur Buße leitet?" (Rö 2,4) Damit schob er allem religiösen Leistungsdenken einen Riegel vor. Buße ist niemals "Zahlungsmittel", mit dem man das Heil erkaufen könnte, sondern immer nur Antwort auf Gottes Gnadenangebot. Allerdings ist die Umkehr des Menschen unerlässlich, weil sich nur dann Gottes Gnade in unserem Leben auswirken kann.
Es ist ein Unterschied, ob wir theoretisch an die Gnade Gottes glauben oder sie in uns wirksam werden lassen. Um diese Sache ging es dem Propheten, als er das Volk aufforderte: Kehrt euch zum Herrn, dann wird er sich euch wieder zuwenden!
Wie werden wir heute auf diesen Ruf antworten?
Günther Hampel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
