Andacht vom 01.09.2005:
Das Autofahrer-Vaterunser
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Matthäus 6,13
"Entschuldigen Sie, dass ich zu dicht vor Ihnen herfahre", steht an der Heckscheibe eines vor mir fahrenden Autos. Ich bremse. Schon drängt sich trotz bedenklich näher kommenden Gegenverkehrs ein Fahrzeug an mir vorbei, das sich im letzten Moment in den eben entstandenen Sicherheitsabstand "quetscht". Lichthupe und Autofahrergruß. Rasen und Drängeln, Schieben und Schubsen - der übliche Wahnsinn auf unseren Straßen.
"Vater unser: Die Straße gehört allen. Du bist der Vater auch der Fußgänger und Radfahrer, der Alten und Kinder. Behinderte haben die gleichen Rechte. Geheiligt werde dein Name: durch Ruhe und Gelassenheit, Rücksicht und Freundlichkeit - auch bei Pannen und in Staus oder wenn Anfänger Fehler machen. Dein Reich komme: Ja, es beginnt schon, wenn Fairness und Aufmerksamkeit unser Verhalten bestimmen. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden: damit nicht das Recht des Stärkeren auf unseren Straßen herrscht, sondern deine Menschenfreundlichkeit sich in unserem Umgang miteinander spiegelt.
Unser tägliches Brot gib uns heute: Auch heute sind viele zum Brotverdienen unterwegs. Bewahre uns davor, dass durch uns ein Mensch zu Schaden kommt.
Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern: Verhindere, dass durch Unachtsamkeit, Leichtsinn oder Müdigkeit böse Folgen entstehen. Lass uns vorsichtig fahren und - so gut wir können - vermeiden, dass wir schuldig werden. Und führe uns nicht in Versuchung: zu rasen oder zu überholen, weil wir keine Geduld aufbringen, die Vorfahrt zu erzwingen, weil wir meinen, im Recht zu sein. Sondern erlöse uns von dem Bösen: vom Rausch der Geschwindigkeit, von Rücksichtslosigkeit und Sturheit. Bewahre uns vor der Maßlosigkeit, damit wir deine Schöpfung nicht aufs Spiel setzen." (Aus: "Dem Leben zuliebe")
Michael Götz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.