Andacht vom 03.09.2005:
Dennoch vergeben?
Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus. Epheser 4,32
Worin liegt das Geheimnis einer positiven Lebenshaltung? Gibt es von Natur aus Glückspilze und Pechvögel, oder hat das mit einem besonderen Lebensrezept zu tun? Vergeben zu können, wenn der Schuldige sich entschuldigt, ist vielleicht nicht so schwer. Wenn man sich jedoch im Recht fühlt und beim anderen keine Reue feststellt, wird die Vergebungsbereitschaft auf die Probe gestellt.
Vor etlichen Jahren lernte ich eine sehr freundliche alte Frau kennen. Ich war überrascht zu erfahren, dass das Leben ihr nicht immer so freundlich mitgespielt hatte. Ihr Mann war während des Zweiten Weltkrieges von seinen Kollegen an die Nazis und damit dem Tod ausgeliefert worden. Aber die Frau hatte den Rat des Paulus beherzigt und gelernt zu vergeben. So hatte sie ihr herzliches Wesen bewahrt.
Wie kann man Vergebungsbereitschaft üben? Vergebung wird möglich, wenn wir erkennen, das
- wir selber der Vergebung bedürfen;
- der andere genauso wie wir ein unvollkommener, aber von Gott geliebter Mensch ist;
- nachtragend zu sein uns selber schadet, weil wir uns den Weg zur Vergebung blockieren;
- Gott uns dazu aufruft, den ersten Schritt zu tun, um einen Konflikt beizulegen;
- Gott zur passenden Zeit Recht und Ordnung schaffen wird, wo wir es nicht vermögen;
- Unrecht geduldig ertragen werden muss, wenn alle Mittel zur Versöhnung ausgeschöpft sind;
- Gott immer bereit ist, uns helfen will und helfen wird, dem anderen zu vergeben und die entstandenen Verletzungen heilen zu lassen.
Arnold Zwahlen
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.