Andacht vom 21.10.2005:
In der Fremde
Gesegnet sei er [Boas] vom Herrn, der seine Barmherzigkeit nicht abgewendet hat. Rut 2,20
Wirtschaftliche Schwierigkeiten und Hunger veranlassen einen jüdischen Mann, mit seiner Familie ins Moabiterland zu ziehen. Mühsam überwinden sie Sprachbarrieren, kulturelle Unterschiede und den Einfluss heidnischer Religion. Doch Elimelech stirbt und lässt die trauernde Noomi als allein erziehende Mutter zurück. Beide Söhne heiraten einheimische Frauen und sterben in der Blüte ihrer Jahre. Zurück bleiben die jungen Witwen mit ihrer Schwiegermutter, ohne Erben und ohne Einkommen. An diesem Punkt erinnert sich Noomi wieder an ihren Heimatort Bethlehem. Gemeinsam mit ihrer Schwiegertochter Rut kehrt sie wieder dorthin zurück und findet Unterstützung, vor allem bei Boas, einem nahen Verwandten Elimelechs. Er gestattet Rut, auf seinen Feldern Ähren zu lesen. Als Antwort auf dieses großherzige Angebot spricht Noomi ihm Gottes Segen zu: "Gesegnet sei er vom Herrn, der seine Barmherzigkeit nicht abgewendet hat." Mit einfühlsamer Zärtlichkeit breitet Boas auf dem Dreschplatz seinen Mantel über Rut. Nun ist sie sicher vor Gefahr, für ihre Bedürfnisse wird gesorgt. Sie ist keine Fremde mehr, sondern eine Tochter Abrahams.
Am Verhalten des Boas können wir erkennen, was wir füreinander tun sollen. Gott weiß, wie viel uns Sicherheit und Zugehörigkeit bedeuten. In Familie und Gemeinde haben auch wir deshalb, ähnlich wie damals Boas, eine "Löser"-Funktion zu erfüllen. Du fragst, wie das praktisch aussieht? Eigentlich ist es ganz einfach. Du kannst einen Menschen "erlösen", indem du ihm sagst: "Ich habe dir längst vergeben." Übernimm Verantwortung für seine geistliche und soziale Entwicklung. Breite den Mantel der Liebe Jesu über ihm aus - und beginne mit all dem in deiner Familie!
Gunter Schmidt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.