Andacht vom 26.10.2005:
Gott liebt. - Auch Auschwitz?
Als aber erschien die Freundlichkeit und Menschen liebe Gottes, unseres Heilandes, machte er uns selig ... nach seiner Barmherzigkeit. Titus 3,4.5
"Wer kann nach Auschwitz noch an Gott glauben?" So fragen viele Menschen seit den schrecklichen und unfassbaren Morden des Hitlerregimes an jüdischen Mitbürgern. Als vor einiger Zeit ein zwölfjähriges Mädchen von einem Sexualstraftäter vergewaltigt und ermordet wurde, titelte eine große deutsche Boulevardzeitung "Gott, wo warst du?"
Menschen, die üblicherweise nicht an Gott glauben, bemühen ihn, um für das Unerklärliche, Unfassbare und Böse einen Verantwortlichen zu haben. Und sie sehnen sich nach jemandem, der ihnen hilft, der das Böse besiegt. Den Christen scheint es nicht gelungen zu sein, den menschenfreundlichen Gott darzustellen. Die Geschichte der Christenheit spricht vielfach eine andere Sprache, denn auch hier waren Mord und die Verfolgung Andersdenkender an der Tagesordnung.
Doch Gott ist anders. Er ist der, der in Jesus Christus das Böse besiegt hat. Er ist der, der durch seinen Tod am Kreuz Hoffnung aufgerichtet hat. Er ist der, der Menschen unendlich liebt und für sie gestorben ist. Gott ist barmherzig und freundlich. Er ist nicht verantwortlich für das Böse. Aber er lässt jedem die Freiheit, das Böse zu tun. Dass Menschen sowohl Täter als auch Opfer ihrer eigenen Bosheit sind, schmerzt ihn tief. In Jesus Christus leidet und fühlt er mit jedem. Er tröstet, er hat Geduld und schenkt Mut. Er will uns selig machen, uns erlösen von dem Bösen in dieser Welt und in uns. Und wenn Jesus Christus in den Wolken des Himmels wiederkommt, wird Gott "abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen" (Offb 21,4). Darin erweist sich seine Barmherzigkeit und Freundlichkeit. Glauben wir daran!
Roland Nickel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.