Andacht vom 29.11.2005:
Am Ende: Gleicher Lohn für alle!
Diese Letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, doch du hast sie uns gleichgestellt, die wir des Tages Last und Hitze getragen haben. Matthäus 20,12
Das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg ist uns gut bekannt. Da arbeiten Menschen den ganzen Tag, rackern sich ab und haben sich ihren Silbergroschen redlich verdient. Und dann gibt es da Leute, die lediglich eine Stunde gearbeitet haben, und auch sie bekommen einen Silbergroschen. Trotz unterschiedlicher Leistung erhalten am Ende alle das Gleiche. Verständlicherweise kommt unter denen, die länger gearbeitet haben, Unzufriedenheit auf.
Wie hätten wir in dieser Situation reagiert? Wenn es um die Übervorteilung bei anderen geht, sind wir schnell dabei, unseren Gerechtigkeitssinn spielen zu lassen. Ich erwische mich ja selbst dabei, so zu denken. In der Schule wird abgeschrieben, und der Ehrliche bekommt die schlechtere Punktzahl. Im Betrieb macht man Überstunden und hat am Ende auch nicht mehr auf dem Konto als jemand, der pünktlich auf die Minute geht. In der Gemeinde werden oft gerade die wichtigen Arbeiten im Hintergrund übersehen, und man hört kein Wort des Dankes.
Das scheinen alltägliche Ungerechtigkeiten zu sein. Wie gehen wir aber damit um, wenn wir selbst betroffen sind? Ver(sch)wenden wir unsere ganze Energie darauf, uns ständig mit unseren Mitmenschen zu vergleichen? Oder bringen wir es fertig, in solchen Situationen auf Gott zu schauen? Sehen wir in solchen Augenblicken den Reichtum, mit dem uns Gott beschenkt hat? Wenn wir den Blick auf Gott und seine Gaben an uns richten, merken wir, wie unbegründet unsere Eifersucht, unser Neid und unsere Forderung nach vermeintlicher Gerechtigkeit sind.
Wir haben uns doch dafür entschieden, mit Gott zu leben und seine Gebote zum Maßstab unseres Handelns zu machen.
Der Blick auf den anderen, der Vergleich mit ihm, bringt uns nicht weiter. Dadurch verlieren wir lediglich den Blickkontakt zu Gott. Er sagt uns: "Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig." (2 Ko 12,9) Er will heute an uns wirken, aber das werden wir nur wahrnehmen und erkennen, wenn wir unseren Blick ganz auf ihn richten.
Stephanie Keim
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.