Andacht vom 30.11.2005:
Schlüsselgewalt
Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle. Offenbarung 1,17.18
Ultimative Wahrheiten sind in der Regel eine höchst verderbliche Ware. Deshalb empfiehlt es sich, im wirklichen Leben äußerst sparsam damit umzugehen. Zu groß ist die Gefahr, sich heftig zu blamieren, weil das Leben manchmal einfach weitergeht - oder weil der Herr schlicht und ergreifend anders rechnet, als mancher Fromme sich das in seinem Lebens- und Glaubensschema gedacht hat. Da muss man sich plötzlich korrigieren, und das kann peinlich werden. Der Herr hat eben doch zugelassen, dass ein paar Normalsterbliche den Mond betraten, der Kommunismus war doch nicht die letzte große antichristliche Weltmacht, und wider Erwarten hat die Menschheit sogar das Jahr 2000 überlebt. In allen drei Fällen - und nicht nur in diesen - hat man oft genug anderes gehört, im Brustton der Überzeugung vorgetragen, als ultimative Wahrheit verkauft - und am Ende mehr oder weniger stillschweigend zu den Akten gelegt... bis zum nächsten Mal.
Ultimative Wahrheiten sind eine höchst verderbliche Ware - es sei denn, sie stammen von dem Einen, der unwidersprochen von sich behaupten konnte, die Wahrheit in Person zu sein (Jo 14,6). Und er hat buchstäblich "noch einen draufgesetzt", als er seinem Freund Johannes auf Patmos unseren Andachtstext in die Schriftrolle diktierte, an dem bis heute kein Mensch vorbeikommt.
"Gott hat das letzte Wort" haben wir gelegentlich zutreffend - aber eher bedrohlich als einladend - formuliert, um Menschen zur Entscheidung für Christus zu motivieren. Dabei haben wir ganz vergessen, dass dieses letzte Wort Gottes an seine Menschenkinder "Evangelium" ist, die gute Nachricht von der Erlösung durch Christus, Botschaft der Hoffnung - Adventbotschaft! Das ist ultimative Wahrheit im besten Sinne des Wortes, und sie kann deinem und meinem Leben auch heute eine Perspektive geben, die bis in die Ewigkeit reicht.
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.