Andacht vom 17.12.2005:
Beten als Therapie
Aus den Händen des Engels, der vor Gott stand, stieg der Weihrauch in die Höhe, zusammen mit den Gebeten des Volkes Gottes. Offenbarung 8,4 (Die Gute Nachricht)
Weihrauch entsteht, wenn das Gummiharz eines Boswellia-Bäumchens verbrannt wird. In fast allen Religionen der Welt gilt dies als Symbol der Anbetung und Zeichen der Verehrung des jeweiligen Gottes. Im obigen Bibeltext bringt ein Engel unserem Gott ein Weihrauchopfer dar, in das sich die Gebete der Gläubigen mischen. Echtes Beten ist also etwas ganz Besonderes, nämlich wie der Weihrauch ein Zeichen der Verehrung.
Die Ursünde des Menschen im Paradies bestand darin, dass er sich von Gott abnabeln wollte. Satan behauptete gegenüber Adam und Eva, Gott würde ihnen etwas vorenthalten. Angeblich stand das göttliche Gebot, eine bestimmte Frucht nicht zu essen, der menschlichen Freiheit im Weg. Erst wenn Eva sich auf sich selbst besinnen, ihre Entscheidungsfreiheit nutzen und ihr Leben selbst in die Hand nehmen würde, erst dann würde sie auch zu echter Lebensqualität finden. Aber diese Behauptung Satans war eine Lüge. Das Dilemma der Sünde, in das Adam und Eva uns alle geführt haben, erleben wir Menschen seitdem tagtäglich am eigenen Leib.
Beten aber kehrt den Prozess der negativen Selbstverwirklichung und der Loslösung von Gott grundlegend um. Beten heißt, Gott in das eigene Leben einzubeziehen. Wer betet, bringt damit zum Ausdruck, dass er Gott anerkennt, dass er ihn in seinem Leben haben will und dass er ihn braucht. Wer betet, erklärt Gott damit zum Herrn seines Lebens. Selbst wenn mein Gebet nur aus verzweifelten Bitten besteht, stellt es mich doch unter Gott und bringt mein Vertrauen zum Ausdruck, dass mein Vater im Himmel jederzeit Herr der Lage ist. Nachhaltiger kann ein Mensch seine Abhängigkeit von der Größe und Allmacht Gottes nicht bezeugen, als dass er sich betend an diesen Gott wendet.
Heinz-E. Gattmann
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.