Andacht vom 27.12.2005:
Die Einheit auf biblischer Grundlage
Zuletzt, liebe Brüder, freut euch, lasst euch zurecht bringen, lasst euch mahnen, habt einerlei Sinn, haltet Frieden! So wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. 2. Korinther 13,11
Von Bernhard von Clairvaux, dem mittelalterlichen Prediger und Mystiker, wird berichtet, dass er kurz vor seinem Tode gesagt habe: "Wer gibt mir, ehe ich sterbe, die Kirche zu sehen, wie sie war in den Zeiten der Apostel!" Die Urgemeinde wird wohl für alle Zeiten als Vorbild für die Einheit im Glauben gelten, aber wir sollten uns davor hüten, die apostolische Zeit zu idealisieren. So war die Gemeinde von Korinth bedroht durch einen vollkommen unchristlichen Fraktionsgeist (1 Ko 1,10-13). Es herrschte dort auch eine unerträgliche Toleranz gegenüber sittlicher Nachlässigkeit (1KO5, 1.2.13).
Die Galater wiederum ließen sich von Judaisten, den so genannten "falschen Brüdern" (Gal 2,4), die Rechtfertigung aus dem Gesetz aufschwatzen (Gal 5,4). In Kleinasien waren die Gemeinden wiederum von der Irrlehre des sogenannten Doketismus bedroht, der die Fleischwerdung Christi leugnete (1 Jo 4,1-3).
Dies alles hat sich in der späteren Kirchengeschichte häufig wiederholt: Parteiengeist, Toleranz gegenüber sittlicher Nachlässigkeit, Lieblosigkeit, Gesetzlichkeit, Synkretismus und Überheblichkeit.
Auch die Adventgemeinde ist nicht gegen diese Bedrohungen gefeit! Unsere Gemeinden leiden nicht weniger am Parteiengeist, an falscher Toleranz und Enge. Die einen, die von ihren Kritikern gern als liberal apostrophiert werden, sind sich vielleicht wirklich nicht bewusst, wie gefährlich die Toleranz an der falschen Stelle für das geistliche Leben sein kann. Die anderen, die wiederum gerne als konservativ eingestuft werden, verstehen vielleicht nicht, dass Gesetzlichkeit und gelebter Glaube zwei grundverschiedene Haltungen darstellen. So verpflichten Gottes Gebote zwar zum Gehorsam, aber sie schaffen kein Heil und damit keine Basis für geistliche Überheblichkeit des Einen gegenüber dem Anderen.
Der Apostel Paulus will, dass wir Einigkeit bewahren und Frieden halten, dann kann der Gott der Liebe und des Friedens auch mit uns sein.
Hans Heinz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.