Andacht vom 15.01.2006:
Danken kommt von Denken ...
Werdet immer dankbarer! Kolosser 3,15 (Bruns)
In einem Brief, den der Reformator Martin Luther am 23. September 1534 an einen Freund in Gotha schrieb, fand ich folgenden Satz: "Ich zweifle nicht, dass du auch Christo angenehm seiest, dem du so sehr dankbar bist, denn zu dieser Zeit ist ein Dankbarer ein sehr seltener Vogel, und deshalb ist auch ein solcher selten, der Gott angenehm sein könnte."
Als ich das las, war ich ein wenig erstaunt. Ich dachte: Also nicht nur heute, auch früher gab es undankbare Menschen! Das Wort "danke" wird zwar von vielen täglich im Munde geführt, aber von Herzen dankbar sein ist mehr. Vielleicht kann es im Vollsinn des Wortes nur ein Mensch sein, der mit Gott verbunden ist.
Theodor Fliedner führte als Hauslehrer ein "Selbstprüfungsbuch". Täglich fragte er sich darin: "Wofür habe ich heute zu danken?" Aus der reichen Erfahrung seines Lebens konnte er sagen: "Je mehr man dankt, um so mehr bekommt man zu danken."
Wofür können wir heute danken? Am meisten dafür, dass wir unsere Sinne auf Gott richten können, dass unsere Augen sein Wort lesen, wir unsere Hände zum Gebet falten dürfen und Gott vertrauen können.
Friedrich Bodelschwingh prägte das Wort: "Der Mensch ist gesund geworden, der danken gelernt hat." Sind wir launisch, unzufrieden und mürrisch, dann können wir nicht danken. Ein dankbares Herz können wir uns auch nicht einreden.
Von Herzen kommender Dank wirkt wie Balsam auf ein krankes Gemüt. Wenn wir die großen und kleinen Wohltaten Gottes in unserem Leben erkennen, werden wir immer dankbarer, und unsere Erfahrung wird sein: "Erst wollte das Bitten nicht enden und nun wird das Danken nicht still."
Was von der Liebe gilt - sie "hört niemals auf" (1 Ko 13,8) -, das gilt auch vom Dank. Von der zukünftigen Herrlichkeit steht geschrieben: "Der Herr tröstet Zion ... und macht ihr dürres Land wie den Garten des HERRN, dass man Wonne und Freude darin findet, Dank und Lobgesang." (Jes 51,3)
Gerhard Vorsatz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
