Andacht vom 10.04.2006:
Steine in unserem Leben
Und sie sprachen untereinander: Wer wälzt uns den Stein von des Grabes Tür? Markus 16,3
Den drei Frauen, die unter dem Kreuz bis zuletzt ausgeharrt hatten, war am späten Freitagnachmittag keine Zeit mehr geblieben, dem Leichnam Jesu den letzten Dienst zu erweisen. Der anbrechende Sabbat hatte sie daran gehindert, ihn zu salben.
Am folgenden Tag, noch in der Dunkelheit des frühen Morgens, machten sie sich gemeinsam auf den Weg zum Grab, um ihren Herrn einzubalsamieren (Mk 16,1). Unterwegs bewegte sie die große Sorge: Wie können wir aber in das Innere des Grabes kommen? Wer könnte uns helfen, den schweren Verschlussstein von der Grabkammer wegzuwälzen? Sie wussten, dass sie selber dazu nicht in der Lage wären. Vielleicht hofften sie, dass ein starker Mann käme und ihnen den Stein zur Seite schieben würde.
Auf einmal sahen sie das Unfassbare: Der Stein ist weggewälzt und das Grab leer. Die Frauen waren gekommen, um einem Toten die letzte Ehre zu erweisen, und nun erfahren sie: Der Herr ist auferstanden! Jesus lebt!
Seitdem ist die Tatsache der Auferstehung Jesu Grundlage unseres Glaubens. Paulus drückt das sehr radikal aus: "Ist aber Christus nicht auferstanden ... so ist auch euer Glaube vergeblich." (1 Kor 15,14)
Der Bericht über die Auferstehung enthält darüber hinaus einige ganz praktische Hinweise für unseren Alltag. Wir mögen uns mit vordergründigen Dingen beschäftigen: Wer wird uns den "Stein" wegwälzen, wer uns das Hindernis aus dem Weg räumen? Dabei hat Gott schon längst andere Weichen gestellt.
Im übertragenen Sinn liegen auch hier Steine auf unserem Lebensweg. Manchmal werden sie sogar zu unüberwindlichen Mauern. Es gibt Steine der Verbitterung zwischen Ehepartnern, zwischen Eltern und Kindern, sogar zwischen Schwestern und Brüdern in der Gemeinde. Sie haben sich zuweilen zu so hohen Bergen aufgetürmt, dass man einander nicht mehr verstehen kann. Da gibt es auch Steine der Schuld und des Versagens. Alle diese Steine, die mitunter schwer auf uns lasten, können weggeräumt werden, weil Jesus auferstanden ist und Vergebung ermöglicht hat.
Manfred Böttcher
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
