Andacht vom 09.04.2006:
Das Gefühl der Dunkelheit
Um zwölf Uhr mittags wurde es im ganzen Land dunkel. Die Dunkelheit dauerte bis um drei Uhr. Gegen drei Uhr schrie Jesus: ... "Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?" ... Jesus schrie laut auf und starb. Markus 15, 33.34.37 (Die Gute Nachricht)
Es ist Freitag, der Tag vor dem großen Passa-Sabbat. Die jüdischen Priester sind froh, dass sie diesen lästigen Rabbi aus Nazareth noch rechtzeitig vor dem Fest losgeworden sind. Sie konnten ihm eine falsche Anklage unterschieben, sodass er als politischer Verbrecher von den Römern hingerichtet wurde. Nun hängt er schon seit einigen Stunden am Kreuz. Einige von ihnen hatten anfangs befürchtet, dieser Jesus könnte durch übernatürliche Kraft vom Kreuz herabsteigen. Das war nicht geschehen. Die letzten Reste der inneren Anspannung lösen sich in Spott und Hohn.
Doch dann, ganz plötzlich, wird es finster. Die Sonne hört zu scheinen auf, obwohl es Mittag ist. Dunkelheit senkt sich über die drei Kreuze, als wollte die Natur die Todesqualen ihres Schöpfers unter einem barmherzigen Mantel verbergen. Nun lacht keiner mehr. Betroffen tasten sich die Priester in die Stadt zurück. Drei lange Stunden bleibt es dunkel, und diese rätselhafte Finsternis lässt sich durch nichts erklären. Eine normale Sonnenfinsternis entsteht dadurch, dass sich der Mond zwischen Sonne und Erde schiebt. Doch an diesem Datum war Vollmond, das heißt, der Mond wurde auch nachts voll vom Sonnenlicht erfasst und leuchtete. Außerdem dauert eine Sonnenfinsternis keine drei Stunden. Was aber war es dann? Bis heute hat man für dieses Phänomen keine wissenschaftliche Erklärung gefunden. Dabei wurde diese Dunkelheit nicht nur in Palästina beobachtet. Viele Völker des Altertums berichten davon, und der Geschichtsschreiber Herodot hielt diese merkwürdige Begebenheit in seiner Chronik fest.
Für kurze Zeit schien es, als hätte Gott seinen Sohn verlassen - und damit auch unsere Erde. Die Schuld der Welt trennte den Schöpfer von seinen Geschöpfen. Doch er selbst überbrückte den Abgrund. Weil er seinen Sohn in den Tod gab, haben wir die Chance auf ewiges Leben. Die Sonnenfinsternis beim Tod des Gottessohnes war ein Zeichen für die Erlösung. Jesus hat uns freigekauft. Damit begann ein neuer Abschnitt in der Weltgeschichte.
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.