Andacht vom 25.04.2006:
Vom Saustall nach oben!
Als [der jüngere Sohn] er nun all das Seine verbraucht hatte, kam eine große Hungersnot über jenes Land und er fing an zu darben und ging hin und hängte sich an einen Bürger jenes Landes, der schickte ihn auf seinen Acker, die Säue zu hüten. Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen; und niemand gab sie ihm. Da ging er in sich... Lukas 15,14-17
Es konnte nicht anders sein. Wer sich so verhielt, wie dieser jüngere Sohn, der noch zu Lebzeiten des Vaters Erbe verprasste, der musste einfach im Elend landen. Da atmeten die Frommen auf und sprachen: "Geschieht ihm recht, dem unverschämten Lümmel." Tiefer konnte man ja auch wirklich nicht mehr sinken, als bei den Schweinen zu landen. Aber der Herr geht bis an die Grenzen des guten Geschmacks und setzt sogar in dieser Situation buchstäblich noch einen drauf: "Und er begehrte seinen Bauch zu füllen mit den Schoten, die die Säue fraßen."
Wie tief muss man eigentlich abstürzen, um Appetit zu haben auf den Schweinefraß? Was muss geschehen, dass auch die letzte Fassade einstürzt und nur das nackte Elend bleibt? Ich erspare mir detaillierte Schilderungen. Aber ich habe den Verdacht, dass man solches Elend nicht nur in den Drogenvierteln unserer Großstädte und den "Schweineställen" unserer Gesellschaft findet.
Aber so drastisch es auch hier beschrieben wird: Im Mittelpunkt dieser "Skandalgeschichte" Jesu steht nicht der Zusammenbruch, sondern das Nach-Hause-Kommen. Sein Anliegen war nicht, Ekel und Angst zu verbreiten, sondern diese eine, für jeden von uns lebenswichtige Einladung des himmlischen Vaters "rüberzubringen": Was du auch immer getan hast, auf welche Abwege du auch immer geraten bist - du kannst nach Hause kommen. Selbst mitten im "Schweinestall" kannst du dich entscheiden, dich auf den Weg zu machen - zurück nach Hause.
Vielleicht ist das deine Geschichte, deine Situation. Dann gilt auch für dich: Es ist nie zu spät, nach Hause zurückzukehren. Mach dich doch noch heute auf den Weg. Dein himmlischer Vater wartet auf dich.
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
