Andacht vom 08.05.2006:
Das Recht auf einen Ruhetag
Der Sabbat ist um des Menschen willen gemacht. Markus 2,27
Martin Luther schrieb im Jahre 1530 in Sachen Urlaub an seinen Mitarbeiter Melanchton: "Und vor allen Dingen gebt Euch Mühe, Euch zu schonen und nicht Euren Kopf zugrunde zu richten, wie ich es getan habe. Darum befehle ich Euch und allen Freunden, Euch unter Androhung des Bannes Gesundheitsmaßregeln für Euer Körperchen aufzuzwingen; denn Ihr sollt nicht Euer eigener Mörder werden und dann tun, als hättet Ihr Euch im Dienste Gottes zugrunde gerichtet. Man dient Gott auch durch Müßigsein, ja vielleicht durch nichts so sehr als damit. Darum hat er den Sabbat so besonders streng gehalten wissen wollen. Also verachte das nicht. Es ist Gottes Wort, was ich Euch schreibe."
Eine bemerkenswerte Einsicht, die auch uns einiges zu sagen hat. Begriffe, die unserem Wort "Urlaub" entsprechen, hat es in biblischer Zeit nicht gegeben - einfach deshalb, weil es die Sache nicht gab.
Luther aber muss das Wort gekannt haben, denn im 15. Jahrhundert wurde es bereits im Sinne von "Erlaubnis wegzugehen" verwendet. Interessant ist auch Luthers Verknüpfung von Urlaub und Sabbat. Ein Recht auf Urlaub lässt sich biblisch nicht begründen, wohl aber ein Recht auf den wöchentlichen Ruhetag - den biblischen Sabbat. Das war von Anfang an Gottes Angebot, um seinen Kindern einen Freiraum zum Aufatmen, zur Besinnung und zur Gemeinschaft untereinander und mit ihrem Schöpfer zu schaffen. Sozusagen die Erlaubnis, die Verpflichtungen des Alltags hinter sich zu lassen.
Wer das biblische Sabbatgebot als "Sabbat-Angebot" versteht, wird der Versuchung widerstehen, es als dogmatische Keule zu missbrauchen. Keine Frage, der Sabbat ist Gottes Gebot. Dennoch habe ich den Eindruck, dass gerade hier nicht der "Verordnungscharakter" im Vordergrund steht, sondern das Angebot. Gott sagt nämlich nicht: "Du sollst den Sabbat heiligen!", sondern: "Gedenke des Sabbattages..." Wer das tut und diese geschenkte Zeit nutzt - für Gott, für sich selbst und für die Gemeinschaft mit anderen -, wird etwas von dem Segen erfahren, den der Schöpfer auf den Sabbat gelegt hat.
Albrecht Höschele
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.