Andacht vom 06.06.2006:
Urlaub tut Not
Und [Jesus] er sprach zu ihnen: Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig. Denn es waren viele, die kamen und gingen, und sie hatten nicht Zeit genug zum Essen. Markus 6,31
Der Begriff "Urlaub" kommt nicht ein einziges Mal in der Bibel vor. Vielleicht liegt es daran, dass speziell fromme Menschen echte Schwierigkeiten haben, mal ganz bewusst Pause zu machen. Sie fürchten sich vor den vermeintlichen oder wirklichen Gefahren des Müßiggangs und halten es deshalb eher mit dem zweifellos vielfach bewährten benediktinischen Grundsatz "ora et labora", sprich: "bete und arbeite".
Aber kein Mensch kann immer nur beten und arbeiten. Selbst unser Herr hatte seine ganz private "Urlaubsadresse", wo er mal ausspannen konnte (vgl. Lk 10,38f.) Deshalb brauchen auch ernsthafte Christen ganz gewiss kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie die sprichwörtlich "schönsten Wochen des Jahres" mal richtig genießen.
Auf welche Weise das geschieht, darüber lohnt es sich allerdings nachzudenken. Vier Wochen in Sichtweite von "Ballermann 6" auf Mallorca werden zum Beispiel kaum bewirken, Körper, Geist und Seele wieder zu Kräften kommen zu lassen. Und genau darum geht es doch eigentlich in diesen Wochen: Nicht nur endlich mal ausschlafen, sondern auftanken ist angesagt, innerlich und äußerlich und möglichst so, dass die Reserven wieder eine Weile reichen.
Aus dieser Perspektive betrachtet, eröffnet sich im Blick auf diese "große Pause" vielleicht sogar eine neue, ungewohnte Perspektive. Da könnte es zum Beispiel sein, dass nicht nur Spaß und Entspannung auf dem Programm stehen, sondern dass man plötzlich neu entdeckt, wie gut es tut, sich einmal ohne Stress und Zeitdruck mit Gott und seinem Wort zu beschäftigen. Der macht nämlich keinen Urlaub, sondern ist buchstäblich Tag und Nacht für jeden erreichbar, der nach ihm fragt.
Möchtest du deinem Leben nicht schon lange eine neue Richtung geben? Fragst du nicht schon lange nach seinem eigentlichen Sinn und Ziel? Nutz doch die Tage und Wochen, die Gott dir jetzt schenkt und frag' ihn selbst, ganz ohne Stress. Sprich mit ihm über das, was dich bewegt. Er hört dir zu, er weiß Bescheid, er kennt den besten Weg für dich. Lass dich von seiner Antwort überraschen. Sie kommt gewiss - vielleicht gerade heute!
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.