Andacht vom 07.06.2006:
Kraft "von oben"
Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft. 1. Korinther 1,18
Ich liebe alte Inschriften. Wer aufmerksam durch alte Städte und Dörfer geht, wird staunen, wie viele Inschriften es gibt. Manche sind ganz unscheinbar, ja verborgen, viele auch etwas seltsam, aber es lohnt sich, sie zu beachten.
Gemessen an der Kleinheit des Ortes, gibt es wohl nirgendwo so viele Inschriften wie in Friedensau, dem berühmten "Adventistendorf" eine Autostunde südwestlich von Berlin. Als vor einigen Jahren im Erdgeschoss der dortigen Theologischen Hochschule Umbau- und Renovierungsarbeiten durchgeführt wurden, kam eine Inschrift in altmeisterlichen Buchstaben zum Vorschein: das Apostelwort unserer heutigen Andacht. Ich gestehe, dass ich's mit Ergriffenheit las. Die Frauen und Männer, die vor über hundert Jahren Friedensau aufgebaut haben, wollten uns mit dieser Inschrift ein Vermächtnis hinterlassen.
Ist es uns heute eine "Gotteskraft", das "Wort vom Kreuz"? Aus der Medienwelt kennen wir die Redensart von der "Beziehungskiste". In unserer Zeit gehen Beziehungen leicht kaputt. Und doch ist das wesentliche Herzstück des christlichen Glaubens die Beziehung des Menschen zu Gott. Sie ist die Urbeziehung. "Was geht mich das an?", mag mancher fragen. Und in der Tat: Wir können sie ignorieren. Aber Beziehungen prägen unser Leben. Wir stehen in vielen Beziehungen: zu Eltern und Großeltern, Geschwistern und Kindern, Arbeitskollegen und Freunden usw. Was uns das Leben bringt, hängt wesentlich davon ab, wie gut diese Beziehungen sind, wie sie gepflegt werden. Wie aber soll das klappen ohne diese Urbeziehung zu Gott? Denn die Kraft, die von ihr kommt, ist die Vergebung. Nichts anderes aber ist das "Wort vom Kreuz": das Wort von der Vergebung durch Christi Tod.
Dieter Leutert
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.