Andacht vom 18.06.2006:
Wenn das Wasser versickert
Denn bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Lichte sehen wir das Licht. Psalm 36,10
Wasser ist Lebensspender und manchmal Energielieferant. Schon immer haben sich Menschen diese Eigenschaften zu Nutze gemacht. Überall in der Natur können wir sehen, welche Kraft Wasser besitzt. Fast unvorstellbar ist die Menge von zwei Milliarden Tonnen Schlamm, die der Huang He, der "Gelbe Fluss" in China, jedes Jahr transportiert. Und in den Nachrichten entsetzen uns immer wieder Bilder von verdorrtem Land und notleidenden Menschen, wenn das Wasser ausbleibt.
Bei Immendingen in der Schwäbischen Alb kann man ein ganz anderes Naturphänomen beobachten: die Donauversickerung. Die Donau verliert hier nicht unerhebliche Mengen ihres Wassers in den Spalten und Klüften des Weißen Jura. Manchmal ist es sogar so viel, dass es zu einer völligen Versickerung kommt. Nach ungefähr zwei Tagen erscheint dann das Wasser zwölf Kilometer entfernt in der 174 Meter tiefer gelegenen Aachquelle und fließt zuerst durch den Bodensee und dann als Rheinwasser in die Nordsee. Das verbleibende Wasser der Donau mündet später in das Schwarze Meer.
Gibt es in unserem Leben nicht vergleichbare Situationen? Verlieren wir nicht auch manchmal lebenswichtige Energie an Nebensächlichkeiten? Fühlen wir uns nicht gelegentlich ausgetrocknet, wenn wir allen Aufgaben gerecht werden wollen? Sind unsere Verluste an Kraft nicht oft größer als die Zufuhr neuer Energie? Und wie viel von unserer Kraft kann unbemerkt im "Geröll unseres Alltags versickern"?
Jesus verspricht uns in Johannes 4,14: "Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt." Er ist die Quelle, die nie versiegt und aus der wir an jedem neuen Tag schöpfen können. Er schenkt uns das lebendige Wasser - heute, morgen und immer dann, wenn wir ihn darum bitten.
Dagmar Heck
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.