Andacht vom 23.06.2006:
Ent oder weder ...
Kein Knecht kann zwei Herren dienen; entweder er wird den einen hassen und den andern lieben oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Das alles hörten die Pharisäer. Die waren geldgierig und spotteten über ihn [Jesus]. Lukas 16,13.14
Geldgier und Gott passen nicht zusammen. Niemand kann dem Geld oder Besitz hörig sein und zugleich Gott dienen. Wer diesen Spagat versucht, wird scheitern. Von einem Tierliebhaber wird erzählt, dass er ein Chamäleon in seiner Wohnung hielt. Da sich das Tier farblich seiner Umgebung anpassen kann, suchte er jeden Abend, wenn er nach Hause kam, voller Spannung, wo sich wohl das Chamäleon an diesem Tag versteckt und welche Farbe es nachgeahmt hatte. Eines Abends fand er das Tier verendet auf dem Teppich. Es hatte vergeblich versucht, die verschiedenen Farben des Teppichs gleichzeitig zu imitieren.
Es gibt auch chamäleonartige Christen. Sie versuchen zu tun, was unmöglich ist: Gott zu dienen und dem Mammon zu huldigen. Im obigen Bibeltext ist davon die Rede, dass die Pharisäer geldgierig waren. Wer gierig ist, kriegt den Hals nicht voll, und wer geldgierig ist, wird des Geldes niemals satt. Goethe sagt im "Faust": "Nach Golde drängt, am Golde hängt doch alles! Ach wir Armen."
Reichtum ist nicht grundsätzlich böse. Geldgier dagegen schon, denn sie macht Nächstenliebe unmöglich. Können auch wir der Geldgier erliegen? Ganz gewiss, denn sie hat nichts mit der Höhe des Guthabens oder der Größe des Besitzes zu tun, sondern damit, dass man nur noch an sich denkt. Paulus schreibt: "Die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein..." (2 Tim 3,2)
Die Zwillingsschwester der Geldgier ist die Sorge. Jesus sagt: "Die Sorge der Welt und der betrügerische Reichtum ersticken das Wort." (Mt 13,22) Wird der Notgroschen reichen? Wird meine Rente reichen? Wie kann ich mich gegen Armut absichern? Wir können uns mit Sorge und Vorsorge so zuschütten lassen, dass kaum noch Raum für Gott bleibt. Dann ist genau der Punkt erreicht, wo Jesus sagt: "Niemand kann zwei Herren dienen... Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." Wirklich nicht!
Waldemar Blume
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.