Andacht vom 09.07.2006:
Die Starken und die Schwachen
Denn unser keiner lebt sich selber. Römer 14,7
Wer will schon als Schwächling dastehen? Stark will ich auftreten! Und doch sind wir oft beides: stark und schwach, kühn und mutlos, zielstrebig und unentschlossen, weise und töricht, durchblickend und blind. Deshalb sind wir aufeinander angewiesen, um den Mangel auszugleichen. Glücklicherweise sind Mann und Frau nicht immer zugleich krank, frustriert, müde oder am Boden zerstört. So richtet man sich gegenseitig auf und das gilt auch in der Gemeinde. Die Gemeinde braucht dich und du brauchst die Gemeinde. Hier treffen Starke und Schwache aufeinander, nehmen sich an und trösten, ja ergänzen einander - wie schön! Da gibt es die sicheren Typen, manchmal etwas von sich eingenommen, und da gibt es die stets verunsicherten Frommen. Dogmatisch schützen sie sich vor ihrem empfindlichen Gewissen, indem sie in unwesentliche Details flüchten, wo sie meinen, stark zu sein. Da wird über Meinungen diskutiert (V. 1). Jemand ist in seinem religiösen Empfinden verletzt. Die Musik im Gottesdienst war zu laut, zu "weltlich" und demnach ungeistlich. Über Essen und Ernährung redet man am besten gar nicht mehr. Man wird ja so oder so nicht verstanden.
Doch Paulus spricht in unserem Textabschnitt darüber (V. 2.3). Wir erwarten vielleicht, dass er mit der Faust dazwischen schlägt und unter den Christen für Ordnung sorgt. Weit gefehlt! Er verurteilt weder die Starken noch die Schwachen, sondern lässt sie leben und in der Gemeinde bestehen. Aber er warnt die Starken, die Schwachen nicht zu verachten, und die Schwachen ermahnt er deutlich, keinen Richtgeist denen gegenüber aufkommen zu lassen, die anderer Auffassung sind (V. 3.4.10.13).
Was immer wir tun, wir sollen Christus dienen (V. 18). Wir sollen dem Bruder kein Anstoß sein, uns aber auch nicht von ihm beherrschen lassen. Verantwortlich sind wir allein Gott (V. 12). Paulus rät: Handle jederzeit im Blick auf den Herrn (V. 6) - und prüfe dich: Erkennt man an deiner Handlungsweise, dass du zu Jesus gehörst (V. 9)?
Gunter Schmidt
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
