Andacht vom 10.07.2006:
Urlaub an einsamer Stätte?
Und er [Jesus] sprach zu ihnen: Geht ihr allein an eine einsame Stätte und ruht ein wenig. Markus 6,31
Endlich Urlaub! Ferien in Schulen und Betrieben. Ruhen und ausspannen dürfen, Abstand bekommen! Viele nutzen die Gelegenheit und verreisen. Stellen wir uns vor, Abraham hätte mit seiner Familie auf dem Weg nach Kanaan einen Abstecher ans Mittelmeer gemacht und auf halber Strecke zwei Wochen am Strand verbracht, um sich von den Strapazen der Wanderung zu erholen. Oder Jesus hätte mit seinen Jüngern zum Ausspannen eine Studienreise unternommen. Oder Paulus hätte nach dem Misserfolg in Athen einen Zwischenstopp in Piräus eingelegt, um dort auf andere Gedanken zu kommen. Nein, das können wir uns nicht vorstellen - und so ist ja auch nicht gewesen.
Urlaub in unserem Sinne kennt die Bibel nicht. Dennoch waren die Menschen damals nicht rastlos tätig. Sie stillten das Bedürfnis, auszuruhen und neue Kraft zu sammeln anders - gemäß der Weisung Gottes: "Achte den Sabbat als einen Tag, der mir allein geweiht ist! Sechs Tage sollst du deine Arbeit verrichten, aber der siebte Tag ist ein Ruhetag, der mir, dem Herrn, deinem Gott, gehört. An diesem Tag sollst du nicht arbeiten." (2 Mo 20,8-10 Hfa) Wer sich daran hält, wird schnell erfahren, wie wohltuend die Sabbatruhe ist.
Im obigen Andachtswort weist Jesus noch auf eine andere Möglichkeit hin, sich vor Überforderung zu schützen. Er verordnet den Jüngern eine Ruhepause: ",Geht jetzt an einen einsamen, stillen Platz!', sagte Jesus zu ihnen. ,Ihr habt Ruhe nötig!' Es waren nämlich so viele Menschen bei ihnen, dass sie nicht einmal Zeit zum Essen fanden." (Mk 6,31 Hfa) Kennen wir solche Phasen auch - ständig auf Trab, nicht mal Zeit zum Essen? Eine Weile mag das gut gehen, aber irgendwann streiken Leib, Seele oder Geist. Jesu Weisung will uns daran erinnern, dass wir einen geregelten Rhythmus von Arbeit und Entspannung brauchen. Der wichtigste Eckpfeiler dafür ist ohne Frage der Sabbat, aber wir sollten auch darüber hinaus für Zeiten der Ruhe und des Innehaltens sorgen. Unsere Familie, unsere Freunde und nicht zuletzt unser Körper werden es uns danken.
Übrigens: Der lateinische Begriff "feriae", von dem unser deutsches Wort "Ferien" abgeleitet ist, meint genau das - Tage der Ruhe.
Albrecht Höschele
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
