Andacht vom 11.07.2006:
Keine Angst für Gläubige!(?)
Das habe ich [Jesus] mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Johannes 16,33
Jesus war kein Phantast, sondern Realist. Das heißt: Er war einer, der die Dinge so sah, wie sie wirklich sind, und anderen nichts vormachte. Die ganz Frommen sagen: Wer an Christus glaubt, braucht keine Angst zu haben. Und wenn er doch Angst hat, dann steht es mit seinem Glauben nicht zum Besten. So einfach ist das!
Jesus selbst betrieb diese Schwarz-Weiß-Malerei nicht. Er wusste: Auch gläubige Menschen fürchten sich und haben Angst. Jesus sagt: "In der Welt habt ihr Angst." Dafür gab es damals und gibt es heute genügend Anlässe.
Sein Hinweis auf die Angst steht im Zusammenhang mit dem, was er seinen Freunden unmittelbar vorher angekündigt hatte: "Ich werde euch verlassen! Euch wird man hassen und verfolgen! Ihr werdet euch von mir abwenden und mich allein lassen!" (V. 28.32; Jo 15,19.20) Kein Wunder, dass sich die Herzen der Jünger verkrampften und ihre Kehlen wie zugeschnürt waren. Eben das, was hinter unserem Begriff "Angst" steckt: Enge, Beklemmung, unerträglicher innerer Druck.
All das erleben wir auch in dieser Welt, doch Jesus belässt es nicht dabei, sondern weist darüber hinaus, indem er sagt: "Aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden." Christen müssen nicht so tun, als gäbe es für sie keine Angst, sie müssen ihre Ängste auch nicht verdrängen, sondern dürfen sie an den abgeben, der mit jeder Art von Angst fertig wird. Auch mit unserer. Gut, das zu wissen. Nehmen wir es in Anspruch.
Günther Hampel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
