Andacht vom 26.07.2006:
Kein Schnäppchen
Ihr seid teuer erkauft; werdet nicht der Menschen Knechte. 1. Korinther 7,23
Dieses Bildwort der Bibel hat als Hintergrund Lebensordnungen, wie sie vor rund 2000 Jahren im Orient üblich waren. Korinth war zur Zeit des Apostels Paulus eine bekannte griechische Hafen- und Marktstadt. Nach den Geschichtsberichten gab es auf den Märkten nicht nur Lebensmittel, Kleidung oder Gebrauchswaren zu kaufen, sondern auch Sklaven. Das heißt Menschen, die verkauft und gekauft wurden wie Vieh. Wer einen Sklaven kaufte, hatte die unumschränkte Verfügungsgewalt über diesen Menschen. Sklaven waren eine Art beweglicher Besitz auf Lebenszeit, es sei denn ihr Herr schenkte ihnen die Freiheit oder sie wurden losgekauft.
Diese Gegebenheiten verwenden Paulus und Petrus in ihrer Verkündigung als Bild dafür, dass wir in Jesus Christus befreite Menschen sind und zur Familie Gottes gehören. Petrus hat es so formuliert: "Ihr wisst, dass es euch wie den Sklaven auf dem Sklavenmarkt erging: Euch hat einer gekauft und freigelassen, wenn auch nicht mit vergänglichem Geld, mit Silber oder
Gold... Nun seid ihr freie Menschen, Denn wie ein reines und unschuldiges Lamm hat Christus sich hingegeben und sein kostbares Blut vergossen." (1 Pt 1,18.19 Zink)
Dieser Vergleich soll zeigen, dass Christen nicht nur Mitglieder eines Vereins oder einer Partei sind, sondern Angehörige der Familie Gottes. Wenn wir uns also als Schwestern und Brüder in Christus verstehen und auch so ansprechen, spiegelt das die göttliche Wirklichkeit wider.
Wenn damals ein Sklave Christ wurde, war sein Besitzer, wenn auch er Christ war, sein Bruder in Christus. Darum schickte Paulus auch Philemon - einem wohlhabenden Christen in Kolossä - einen sehr persönlich gehaltenen Brief, in dem es um einen entlaufenen Sklaven ging, der inzwischen Christ geworden war. Das Bild vom "Teuer-erkauft-Sein" zeigt, dass alle Menschen nur durch Jesus Christus ihren Wert und die Fähigkeit des Christseins empfangen.
Willfried Gabel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.