Andacht vom 29.07.2006:
Eine nicht liebenswerte Braut
Ich bitte... für die, die du mir gegeben hast. Johannes 17,9
Zum dritten Mal erwähnt Jesus hier im hohepriesterlichen Gebet, dass ihm der Vater die Jünger gegeben hat. Wenn wir von Jesus singen: "Er ist die höchste Gabe, die mir mein Vater gibt", so sagt Jesus von seiner Gemeinde: "Sie ist die größte Gabe, die mir mein Vater gibt". Ungläubige sagen in beiden Fällen: "Was habt ihr nur mit eurem Jesus?" oder: "Was ist an den Christen schon dran?!" Jesus aber sieht in uns die gottgeschenkte Braut und Liebende sehen sich anders. Liebe macht blind und sehend zugleich.
Jesus bittet den Vater für die Braut, die er in sein Haus führen will. Fast klingt es so, als bitte ein Sohn für seine Geliebte, die der Vater nicht aufnehmen will. Wir passen ja auch wirklich nicht in den Himmel: Weder sind wir standesgemäß noch eine "gute Partie". Eigentlich müsste Gott nein sagen zu der Braut, die ihm der Sohn da bringt. Aus zwei Gründen tut er es nicht: Erstens liebt er seinen Sohn zu sehr, und zweitens liebt auch er die Gemeinde. Er hatte seinen Sohn mit dem Auftrag in die Welt gesandt: Hol dir dort deine Braut.
Und Jesus stand in der Welt wie einst Elieser in Haran und betete: "Vater, zeig mir, wen ich erwählen soll!" Und er zeigte ihm Petrus, Jakobus, Johannes und die anderen Jünger und Jüngerinnen. Der Vater gab sie dem Sohn, aber nicht, weil sie die Schönsten oder Verständigsten waren. Er gab sie ihm und sagte: Nun mach' etwas aus ihnen.
Jesus sah sie an und liebte sie, seine Jünger, seine Gemeinde. Ohne ihnen ihre Freiheit zu nehmen, veränderte er sie. Es war eine schwere Aufgabe, seine Gemeinde zu formen. Er hatte es nicht leicht mit Petrus, Jakobus und Johannes und er hat es nicht leicht mit uns. Doch trotz aller Unvollkommenheit hat er bis heute nicht aufgehört, den Vater für seine Gemeinde zu bitten: "Heilige sie in der Wahrheit!" (Jo 17,17)
Johannes Arnold
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.