Andacht vom 30.07.2006:
Von zentraler Bedeutung: die Liebe
Seid niemand etwas schuldig, außer, dass ihr euch untereinander liebt; denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt. Römer 13,8
Nach den Worten des Apostels Paulus ist die Liebe das Wichtigste. Er schreibt, dass die Liebe das Gesetz erfüllt (V. 10). Doch was kann man alles unter dem Begriff "Liebe" verstehen. Wie abgenutzt ist dieses Wort. Es kann aber auch ganz bedeutungsvoll sein, nämlich dann, wenn sie der Beweggrund unseres Denkens und Handelns ist und zum Gehorsam Gott gegenüber führt. Gehorsam - auch wieder so ein missverständliches Wort! Der Apostel stellt diesen Begriff allerdings in einen ganz positiven Zusammenhang, wenn er ausführt: "Denn was da gesagt ist: ,Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst nicht begehren', und was da sonst an Geboten ist, das wird in diesem Wort zusammengefasst: ,Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.' Die Liebe tut dem Nächsten nichts Böses. So ist nun die Liebe des Gesetzes Erfüllung." (Rö 13,9.10)
Zwar klingt das Wort "Gesetz" hart und es scheint, als schlössen Liebe und Gesetz sich gegenseitig aus. In der menschlichen Rechtsprechung mag das so sein, nicht aber bei Gott. Als das höchste Gebot im Gesetz bezeichnete Jesus sowohl die Liebe zu Gott als auch die Liebe zum Nächsten (Mt 22,37-39). Und er führt aus, dass diese beiden "die höchsten und größten Gebote" sind. Wobei unter dieser Liebe das bedingungslose Wohlwollen dem anderen gegenüber zu verstehen ist. Im Christentum ist die Liebe Gottes von zentraler Bedeutung. Sie ist die Voraussetzung für die Liebe des Menschen zu sich selbst, zu anderen Menschen und zu Gott.
Und wen soll ich lieben? Nur den, der mich ebenso liebt? Petrus fragte einmal den Herrn, wie oft ein Mensch dem anderen, der an ihm sündigt, vergeben müsse. Als guter Israelit meinte er, dass siebenmal genug wäre. Doch die Antwort Jesu war erstaunlich: "Nicht siebenmal, sondern siebzigmal siebenmal." (Mt 18,21.22) Unsere Vergebungsbereitschaft soll niemals aufhören. Das meint Paulus, wenn er uns dazu auffordert, niemandem etwas schuldig zu bleiben, außer dass wir einander lieben; "denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt".
Adolf Walter Fraunberger
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.