Andacht vom 13.09.2006:
Mut zur Korrektur
Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen. Hiob 42,5
Hiob legt hier ein Bekenntnis ab, das Mut machen kann. Wer gibt schon gern zu, dass er früher andere Vorstellungen von einer Sache oder Person hatte. Man schämt sich seiner falschen Einschätzung, zumal die neue Erkenntnis oft im Gegensatz zur alten steht. Und da Sachen oder Lehren immer auch personenbezogen sind, muss man denen, die man jetzt achtet oder liebt, eingestehen, dass man sie zuvor abgelehnt hat.
Leider leben viele Menschen in der Vorstellung: Wer seine Meinung ändert, macht sich unglaubwürdig. Sie haben Angst vor den Leuten, die jeden Sinneswandel negativ beurteilen, selbst wenn er sich als richtig erweist. Menschen sind nachtragend, können schwer vergessen und wollen oft nicht wirklich vergeben.
Schnell übertragen wir diese Verhaltensweise auch auf Gott. Dabei übersehen wir aber, dass auch Menschen vergeben und vergessen können und dass ein offenes Bekenntnis zu einer positiven Sinneswandlung anerkannt wird. Damit es dazu kommen kann, müssen die Ursachen für die ursprüngliche Ablehnung ausgesprochen werden. Aber wer redet schon gern darüber?
Hier kann der Bericht über die Konflikte, die Hiob bewältigen musste, zur Hilfe für uns werden. Die vielen Klagen und Fragen, die mit "Warum?" beginnen, werden heute von manchen Christen mit der lapidaren Formel abgeschmettert: Als Christ fragt man nicht "Warum?" sondern "Wozu?". Hiob haben diese Leute allerdings nicht auf ihrer Seite. Er klagte und fragte: Warum? Warum? Warum? (Vgl. Hiob 3,11.12.20) Schickt sich das für einen gläubigen Menschen? Gott hat Hiobs Warum-Fragen nicht einfach überhört, sondern ist auf sie eingegangen. Er stellte Hiob Gegenfragen: Meinst du, kannst du? Er sagte: Schau an! (Vgl. Hi 40) Viele Menschen bleiben auch nach solchen Einblicken bei ihrer Ablehnung. Hiob dagegen bekennt: "Ich erkenne, dass du alles vermagst... Darum hab' ich unweise geredet... Darum spreche ich mich schuldig und tue Buße... Und der HERR wandte das Geschick Hiobs." (Hi 42,2.3.6.10)
Helmut Kraus
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.