Andacht vom 16.09.2006:
Frei und doch nicht frei?
Zur Freiheit hat uns Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder das Joch der Knechtschaft auflegen! Galater 5,1
Heute vor 25 Jahren glückte zwei Familien in einem selbst gebastelten Heißluftballon die Flucht aus Thüringen nach Bayern. 28 Minuten schwebten die acht Menschen in 2500 m Höhe über die gefährliche innerdeutsche Grenze, um dann in einem Getreidefeld in Oberfranken zu landen. Als Gondel diente eine in der heimischen Waschküche zusammengeschweißte Eisenplattform, die Ballonhülle hatten die Frauen aus Regenmänteln und Nylonbahnen zusammengenäht. Als Motiv gaben die Flüchtlinge die Bevormundung in der DDR an.
Das ist nur eines der zahlreichen "Abenteuer", auf die sich viele Menschen (nicht nur in der DDR) eingelassen haben, um das wiederzuerlangen, was zu den wertvollsten Vorrechten des Menschen zählt: die Freiheit!
Ich bewundere diese Flüchtlinge. Vermutlich bringt man so etwas nur dann fertig, wenn einem das Leben in der Bevormundung wirklich unerträglich geworden ist. Was mich allerdings wundert, ist die Tatsache, dass viele Menschen, nachdem sie die politische Freiheit erlangt haben, sich freiwillig in viele andere Abhängigkeiten begeben. Und ich frage mich: Ist in den demokratischen Industrienationen wirklich jeder frei, der sich selbst dafür hält?
Wovon lassen wir uns bevormunden, obwohl Christus uns die Freiheit geschenkt hat? Lassen wir uns von der Konsumindustrie, der Werbung, der Mode, den Medien, den gesellschaftlichen Standards manipulieren, ohne es zu merken? Beim Musikstil oder der Auswahl der Kleidung fängt es an: Bringe ich den Mut auf, aus der Reihe zu tanzen? Schwieriger wird es da, wo mein Empfinden für Recht und Unrecht, Reinheit und Sünde abstumpft, weil ich nicht sorgfältig das prüfe, was ich lese, sehe oder höre.
Als von der Sünde Befreite können wir nur dadurch in Freiheit leben, dass wir uns fest an Jesus Christus binden, der versprochen hat: Wenn ich euch frei mache, dann seid ihr wirklich frei (Jo 8,36), und ihr bleibt es auch!
Eli Diez
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.