Andacht vom 06.10.2006:
Ungeliebte Warnung
Wer auf hilfreiche Ermahnung hört, den kann man klug nennen! Wenn du jeden Tadel in den Wind schlägst, schadest du dir selbst. Sprüche 15,31.32 (Hoffnung für alle)
Der Kapitän des Fischkutters steht unter Druck, weil er beim letzten Fischzug zu wenig Schwertfische gefangen hat. Sein Chef ist unzufrieden und die Mannschaft droht abzuspringen, weil die Männer für ihre Mühe zu wenig Geld bekommen. Deshalb entschließt sich der Skipper, noch einmal in See zu stechen und neue Fischgründe anzusteuern. Die erfahrenen Fischer im Ort warnen ihn vor den tückischen Herbststürmen, die in jenem Gebiet drohen, doch er schlägt die Warnung in den Wind und fährt mit seiner Crew besonders weit hinaus.
Anfangs ist die Stimmung an Bord hervorragend: Die Fischer fangen tonnenweise Schwertfische und malen sich die herrlichsten Zukunftsträume aus, denn mit diesem sensationellen Fang sind sie gemachte Männer. Doch plötzlich streikt die Eismaschine. Der Kapitän beschließt, sofort umzukehren, um die kostbare Ladung zu retten. Allerdings führt der Rückweg durch ein Gebiet, in dem ein gefährlicher Wirbelsturm wütet. Die Meteorologen sprechen bereits vom schlimmsten Sturm des Jahrhunderts; die Küstenwacht fordert alle Schiffe auf, dieses Gebiet zu meiden. Trotzdem ist der Kapitän fest entschlossen, den Kampf zu wagen - es geht um eine Menge Geld! Erst als das Schiff schwer beschädigt ist und obendrein die Funkanlage ausfällt, gibt er auf und wendet das Schiff. Doch es ist zu spät: Von einer Riesenwelle erfasst, kentert das Schiff und reißt die Männer in die Tiefe. So jedenfalls schildert es der Regisseur Wolfgang Petersen in seinem Film "Der Sturm".
Die meisten Leser dieser Andacht werden keine Fischer sein, und nur wenige müssen sich solchen Risiken aussetzen wie die Besatzung eines Schwertfischfängers. Hat einer von uns 1991 den "Jahrhundertsturm" wahrgenommen, der vor der Küste Amerikas tobte?
Vielleicht haben wir in den Nachrichten davon gehört, die Informationen mit einem mitfühlenden Bedauern zur Kenntnis genommen, aber bald wieder vergessen, denn uns betraf es ja nicht. Und doch - kann es sein, dass ich in der nächsten Krisensituation den gleichen Fehler mache? Höre ich zu, wenn Gott mich warnt? Ist meine Antenne intakt, sodass ich Sturmwarnungen hören und meinen Kurs rechtzeitig ändern kann?
Sylvia Renz
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.