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Verfasser:Mag. Esther Neumann
Erschienen in:Top Life Aktuell 1104

Dr. Wald und das Wandern

Die UNO hat das Jahr 2011 zum Jahr des Waldes erklärt. Der Wald ist Lebensraum. Er beherbergt viele, zum Teil sogar seltene Tier- und Pflanzenarten. Er ist auch Erlebnis. Die Bevölkerung nutzt ihn in der Freizeit als Ausgleich zur Arbeit. Der Wald bietet aber auch Arbeit und Holz. Er ist Schutz vor Naturgefahren und garantiert sauberes Trinkwasser. Der Wald ist vielfältig und wertvoll. Er ist aber auch gefährdet und muss umsichtig behandelt werden. Er bietet auch vieles für unsere Gesundheit.

Für alle Sinne

Fast die Hälfte der Fläche von Österreich ist von Wald bedeckt. In der Schweiz sind es knapp zwei Drittel. Ein Spaziergang durch den Wald ist ein besonderes Erlebnis. Alle Sinne werden angesprochen. Wenn man genau hinhört, rauscht, raschelt, zirpt, knackt und zwitschert es überall. Zieht man die Luft tief in die Lungen, sind die Gerüche ebenfalls äußerst mannigfaltig. Sie hängen sehr von der Art des Waldes ab. Wälder mit Tannen riechen ganz anders als solche mit Laubbäumen. Und wenn ein Pilz in der Nähe steht, riechen das geübte Nasen ebenfalls. Und erst der Tastsinn! Wer erkennt wohl die Bäume bereits beim Ertasten der Rinden mit geschlossenen Augen? Eine junge Birke fühlt sich ganz anders an als eine alte Eiche. Und die offenen Augen sehen viel Grün. Der Blick aufs Grüne lässt die Stimmung steigen und den Puls fallen. Krankenhauspatienten, die aus ihrem Bett ins Grüne blicken dürfen, brauchen im Durchschnitt viel weniger Pflegeaufwand und Schmerzmittel als ihre Leidensgenossen, die nur kahle Wände vor sich sehen.

Und wenn man durch einen Wald bergauf gewandert ist und die Blicke ungehindert über der Baumgrenze von Hügel zu Hügel schweifen können, wird die dritte Dimension, der Raum in seiner Tiefe, endlich wieder erfahren. Ist das nicht ein herrlicher Ausgleich nach dem ständigen Starren auf die Fernseher und Computerbildschirme?

Die moderne Arbeits- und Freizeitwelt beansprucht vor allem unsere Hör- und Sehsinne. Bei einem Spaziergang durch den Wald werden alle anderen Sinne auch angeregt. Beim Gehen auf Laub und Moos riecht man den Teppich geradezu, über den man geht. Man spürt den Wind im Gesicht und erahnt die frische Kühle einer Quelle. Dieser Reiz der Sinne wird nicht als unangenehm empfunden wie die zivilisatorischen Sinnesreize mit ihren lauten und hektischen Auswüchsen. Beim Wandern wird auch unser Bewegungssinn angeregt. Ein ganzes Sensorennetz steuert und überwacht unser Bewegungs- und Orientierungsverhalten. Und was benutzt wird, wird gestärkt. Allmählich erhöht sich die Bewegungsfreude und verlangt nach mehr. Das ist besonders für unsere Kinder wichtig. Sie brauchen neben den vielen sitzenden Betätigungen unbedingt den Ausgleich beim Wandern in der Natur. Viele Kinder haben das Interesse an der Natur verloren. Gerade Waldspaziergänge sind sehr dazu angetan, die Neugierde der Kinder für die Wunder der Natur zu wecken. Das verlangt aber etwas Vorbereitung vonseiten der erwachsenen Begleiter. Wer kennt denn mehr als fünf Wildkräuter, Zugvögel, Blumen oder Bäume?

Raum für Begegnung

Beim Wandern werden auch elementare soziale Bedürfnisse befriedigt. Die meisten Menschen begeben sich in Begleitung auf Wanderschaft. Da entstehen dann ganz beiläufig wunderbare Gespräche. Bei ungezwungener Unterhaltung, in einer Umgebung, die sich positiv auf die Gesundheit auswirkt, kommt es zu einer Offenheit, die Schranken abbaut. Ganz nebenbei entstehen Freundschaften oder sie werden gestärkt. Positive Begegnungen mit dem Anderen aktivieren unsere Botenstoffe so stark, dass Dopamin, Oxytozin und endogene Opiate vermehrt ausgeschüttet werden. Alle diese Botenstoffe verhelfen uns zu einem zufriedeneren und glücklicheren Leben.

Wenn darüber hinaus jemand sagen kann: „Der Wald ist meine Kirche“, kommt noch die göttliche Dimension hinzu. Erlebnisse in der Natur führen uns näher zu unserem Schöpfer. ER hat uns ja den Auftrag erteilt, die Natur zu bewahren und zu nutzen. Wenn wir beim Wandern noch ein fröhliches Liedchen anstimmen, können wir sogar andere Wanderer mit unserer frohen Natur anstecken. Was ich selber beim Wandern noch sehr schätze, ist das Weggehen, aber auch das Ankommen. Beim Weggehen löse ich mich von den alltäglichen Sorgen und Verpflichtungen. Ich kann meinen Kopf leeren, neue Lebensperspektiven entdecken, Rollenzwänge ablegen, Erlebnisse finden. Das Investieren in Erlebnisse macht glücklich, nicht das Investieren in Sachen.

Aufgetankt!

Und dann das Ankommen: Die warme Dusche, die den Schweiß wegspült, das wohlige Ausstrecken auf dem Sofa, der Gedanke, dass man das nun alles verdient hat, lassen den Alltag wieder reizvoller erscheinen. Ich bin wieder zu Hause angekommen oder in der Geborgenheit einer Schutzhütte.

Der Wald bietet zu jeder Jahreszeit etwas Besonderes. Jetzt im Sommer ist es eine Wohltat, im Wald zu wandern. Er schützt uns vor der sengenden Sommersonne. Wir erleben ein intensives Spiel von Licht und Schatten. Im Herbst verzaubert er unsere Sinne mit einem Feuerwerk an Farben. Im Winter können wir im Schnee Spuren lesen und Wild beobachten. Bäume, die ihre Blätter abgeworfen haben, üben einen besonderen Reiz aus. Sie offenbaren uns ihren Wuchs. Wir können geradezu ablesen, welche Erlebnisse der Baum hinter sich hat. Und im Frühling verheißt er uns den Neubeginn, das neue Durchstarten, das neue Wachsen und Werden. Wenn wir den Wald und das Wandern von den aufgezählten Blickwinkeln betrachten, können wir dem Wald einen ganz besonderen Titel geben: Doktor Wald. Er verhilft uns geradezu zu neuer Gesundheit. Nützen wir ihn in diesem Sinn in den kommenden Tagen und Wochen! Auf ein frohes Wandern!

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