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Verfasser:Dr. Klaus Gstirner

Interview mit Dr. Klaus Gstirner

Über Krebserkrankungen und ihre Ursachen

Dr. Klaus Gstirner (41 J.) ist verheiratet, hat eine Tochter und lebt mit seiner Familie bei Graz. Dr. Gstirner ist stellvertretender Vorsitzender des ABILE Österreich (Ausbildungsinstitut für Logotherapie und Existenzanalyse), Vorstandsmitglied der Steirischen Akademie für Allgemeinmedizin, Vorstandsmitglied der Österreichischen Gesellschaft für Onkologie und Leiter des privaten "Ganzheitsmedizinischen ­Tumorzentrums" in Graz

Homepage: www.gstirner.com

TLM: Herr Gstirner - worauf legen Sie den Schwerpunkt bei ihren Krebstherapien?

DR. GSTIRNER: Mein Schwerpunkt liegt in einer umfassenden Betreuung des Patienten. Dies bedeutet die Zusammenarbeit der Schulmedizin und komplementären Medizin. Es gibt keine Alternativmedizin im Sinne einer Alternative zur Medizin. Allerdings denke ich, dass in der Schulmedizin der ganzheitliche Aspekt des Menschen oftmals zu kurz kommt. Ganzheitlich bedeutet, dass man neben den klassischen Behandlungen auch ergänzende Therapien wie Immuntherapien, Radikalfänger und vieles mehr berücksichtigt. Auch die psychosozialen Strukturen und Lebensstilfaktoren müssen in die Behandlung miteinbezogen werden

TLM: Wie beurteilen Sie die Aufklärungsarbeit in der Prävention? Was würden Sie Menschen raten, damit sie erst gar nicht in Ihrer Praxis mit einer Krebsdiagnose konfrontiert werden?

DR. GSTIRNER: Leider nehmen die Krebserkrankungen immer noch zu. Viele meinen, durch die Gentherapie würden wir den Durchbruch bei den Behandlungen schaffen. Das ist allerdings ein Irrtum. Sicherlich wäre es ein therapeutischer Erfolg, das defekte Gen zu entfernen. Doch warum wurde überhaupt dieses Gen defekt? Wir denken viel zu wenig über die Ursachen der Krebserkrankung nach. Es gibt ja auch eine Ursache dafür, dass sich mein Gen in der gesunden Zelle in ein Krebs-Gen verwandelt hat. Wir wissen heute ganz genau um jene Lebensstilfaktoren Bescheid, die Krebs verursachen können. So spielen die Ernährung und die Psyche eine wesentliche Rolle dabei. Aber auch zu wenig Bewegung und Schlafmangel wirken sich negativ auf das Immunsystem aus, sodass Krebs oder ein Gendefekt leichter entstehen kann. Ich rate daher den Menschen, die zu mir zu einer Vorsorgeuntersuchung kommen, möglichst viel Bewegung regelmäßig zu praktizieren. Außerdem sollte ihr Speiseplan einen hohen Anteil an Getreide aufweisen. Am besten wäre überhaupt eine vegetarische Vollwertkost. Ganz wesentlich ist jedoch, sich auch Zeit für Ruhephasen und Stressabbau zu nehmen.

TLM: In Ihren zahlreichen Vorträgen sprechen Sie oft über einen weiteren Schwerpunkt Ihrer Arbeit - die psychosomatischen Krankheiten. Würden Sie die rasante Zunahme dieser Erkrankungen bestätigen und wenn ja, was sind die Ursachen?

DR. GSTIRNER: In einer allgemeinmedizinischen Praxis sind bis zu 80% der Erkrankungen psychischer Natur. In einem Krankenhaus ist der Prozentsatz natürlich geringer, da ja der Hausarzt oder Facharzt nur jene Patienten in das Krankenhaus einweist, bei denen körperliche Erkrankungen festgestellt wurden. Es kommt also beim Hausarzt schon zu einer Vorauswahl. Dies bedeutet, dass dafür die Zahlen des Hausarztes gültig sind, und ich denke, die sind enorm. Was sind die Gründe, dass 80% und mehr der Erkrankungen eigentlich psychisch verursacht sind? Es ist der berufliche Druck in der Wirtschaft, es sind massive Probleme im Zusammenleben der Familie, Ehe- und Erziehungsprobleme. Die Gesellschaft ist viel individualistischer geworden. Ich meine damit, dass weniger das Wir als vielmehr das Ich, das Individuum, zählt. Es ist heute alles schnell austauschbar. Der Lebenspartner, aber auch der Angestellte am Arbeitsplatz. Dadurch wächst der Konkurrenzdruck und gleichzeitig der Egoismus. Viele Menschen sind heute ständig überfordert. Doch irgendwann reagiert der Körper mit Krankheit.

TLM: Sie bekennen sich in Ihrer Praxis sowie auch in Ihren Vorträgen zu Ihrem christlichen Glauben. Welchen Stellenwert hat der Glaube in Ihrer Arbeit?

DR. GSTIRNER: Ich denke, dass jeder Mensch zutiefst religiös ist. Gerade beim sterbenden Patienten sieht man, dass er zumindest auf dem Sterbebett wieder nach Gott fragt. Der Mensch ist und bleibt ein religiöses Wesen. Das hat Gott schon in uns hineingelegt. Leider haben es die Kirchen nicht verstanden, darauf einzugehen. Über religiöse Dogmen und Glaubensansichten zu diskutieren ist zu wenig. Man sollte sich mehr mit dem Menschen und seiner Beziehung zu Gott beschäftigen. Das kommt oft zu kurz. Dies ist auch der Grund, warum die Esoterik und New-Age-Bewegung so groß werden konnten. Aber diese Bewegungen gehen alle von der Selbstheilung und Selbsterlösung aus. Sie setzen den Patienten nur neue Regeln vor. Das Schöne am christlichen Glauben ist, dass Christus für mich gestorben ist. Wenn ich einmal begriffen habe, dass es nicht nur um irgendwelche Handlungen oder Regeln im Glauben geht, sondern um eine Beziehung zu einem persönlichen Gott, dann wirkt sich Glaube auch heilend und befreiend aus. Ich versuche daher, die Patienten mit diesem Gott, mit Christus, wieder in Kontakt zu bringen. Und ob Sie es glauben oder nicht, jene Krebs-patienten, die ihren Glauben an diesen Gott wieder entdecken, sind auch jene, die am längsten leben und die beste Lebensqualität aufweisen.

TLM: Herr Gstirner, ich danke Ihnen für das Gespräch.

Das Interview führte Pierre Intering

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