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Erschienen in:Top Life Magazin 1 / 2007

Jona, der eigenwillige Prophet

Ein Mann der besonderen Art (nach dem Buch Jona im Alten Testament)

Marco Forante; Fotolia
Jona, ein Prophet Gottes, erhält einen besonderen Auftrag. Er soll den 120 000 Einwohnern der damaligen Welthauptstadt Ninive ankündigen, dass in wenigen Wochen die Stadt und ihre Einwohner vernichtet werden. Die Bosheit der Bevölkerung sei zu groß geworden. Doch Jona denkt nicht einmal daran, diese Aufgabe zu übernehmen. Er zieht stattdessen eine "Schiffskreuzfahrt" auf dem Mittelmeer vor. Warum ist er so störrisch? Offensichtlich behagt ihm der Gedanke einer Verkündigung der Gerichtsbotschaft nicht. Vielleicht denkt er in seinem Herzen: "Schick doch, wen du willst, aber mit mir brauchst du nicht zu rechnen."

Wie geht die Geschichte weiter? Das Schiff gerät in schwere Seenot. Jona erkennt sehr schnell, dass er nicht von Gott davonlaufen kann, und lässt sich von der Besatzung über Bord werfen. Sofort legt sich der Sturm. Jona selbst wird von einem riesigen Fisch verschluckt, der ihn nach drei schrecklichen Tagen auf den Befehl Gottes wieder ans Land spuckt. Von seinem Eigensinn fürs erste einmal kuriert, erfüllt Jona den Auftrag Gottes, wandert nach Ninive und predigt mutig, dass es in 40 Tagen mit der Stadt und ihren Einwohnern aus sein wird ...

Das Ergebnis

Doch die Leute tun nicht das, was vielleicht so mancher befürchtet hat. Sie schlagen Jona nicht den Kopf ab, tun ihm auch sonst nichts an. Ganz im Gegenteil, sie öffnen sich dem Glauben an den Schöpfer von Himmel und Erde. Sie fasten und beten zu Gott und flehen um Errettung. Und Gott, der voller Vergebung ist, lässt Gnade vor Gerechtigkeit walten. Die 40 Tage verstreichen - und Ninive bleibt unversehrt.

Glück und Dankbarkeit sind also vollkommen. Nur einer ärgert sich maßlos. Dieser eine ist ausgerechnet der Prophet Gottes. Es klingt beinahe unglaublich, was dieser (un-)heilige Mann Gott vorwirft: "Jetzt kann ich es dir ja sagen, warum ich nicht nach Ninive gehen wollte: Ich weiß doch, du bist gnädig, gütig, langmütig. In Wirklichkeit willst du ja den Menschen gar nichts Übles zufügen." (nach Jona 4, 2)

Und was Jona weiter denkt, liegt auf der Hand: Er glaubt, er habe sich von Gott zum Narren machen lassen. Der Herr habe ihn lächerlich gemacht. Er - Jona - habe etwas prophezeien müssen, was von Gott in seiner Allwissenheit längst abgehakt worden sei.

Jona hat sich in seinen Ärger so verbissen, dass er Gottes Gnade für die assyrische Metropole und seine Einwohner als persönliche Beschämung und Niederlage ansieht.

Verdrossen baut sich Jona nun in der Nähe Ninives eine Hütte und gibt sich seinen negativen Gedanken hin.

Der Unterschied im Denken Jonas und im Handeln Gottes ist erschütternd: Jona predigt Gericht und will Vernichtung - Gott lässt Gericht predigen und will Errettung.

Eine Lehre für Jona

Gott lässt vor der Hütte des Propheten eine Pflanze wachsen; sie soll Jona Schatten spenden. Jona genießt dieses Geschenk. Als aber Gott die Pflanze verdorren lässt, wünscht sich der Choleriker Jona den Tod. Hat die Hitze seinen Verstand aufgeweicht? Aber da wir möglicherweise alle nicht besser als Jona sind, wird ihm und uns eine außerordentlich wichtige Lehre erteilt.

Gott führt den Dialog weiter. Er fragt Jona: "Meinst du, du hättest Recht mit deinen Vor würfen?"(nach Jona 4, 4 u. 9) Jona antwortet mit einer Verblendung und Respektlosigkeit zugleich, die auch manchen von uns nicht unbekannt ist: „Ja, ja, ja, ich habe Recht!" So ungefähr lautet Jonas Entgegnung. Und er fügt hinzu, bis er gestorben sei, werde er über Gott zornig sein.

Die Lehre, die Gott Jona erteilt, lautet etwa so: "Du regst dich über das Verdorren einer Pflanze auf, und ich soll nicht davon bewegt werden, dass 120 000 Menschen und viele Tiere zugrunde gehen?"

Der widerspenstige Jona ist in dieser Situation so etwas wie der Prototyp des rebellischen Menschen überhaupt. Er kennt Gottes Pläne nicht, aber er möchte ihm ständig hi-nein-reden oder ihm sogar bescheinigen, er handle absolut falsch. Die biblische Geschichte schließt mit dem liebevollen Verweis Gottes an Jona. Wir aber möchten zu gern einen Blick hinter den Vorhang werfen. Wie ist es wohl mit Jona weitergegangen? Vielleicht so:

Wie die Geschichte (möglicherweise) weitergeht ... Jona prallt die Sonne weiterhin so auf den Kopf, dass er sich sagt: Ich verschwinde! Ich gehe nach Hause. Doch der kürzeste Weg zurück in die Heimat führt auf der ersten Etappe mitten durch die Stadt. Sie erstreckt sich über viele Kilometer. Man braucht drei Tagereisen, um endlich das freie Land zu erreichen. Scheu blickt er sich um, als er Stimmen hinter sich hört. Er beschleunigt seine Schritte und glaubt jeden Moment, Rufe zu hören: „Da geht der falsche Prophet, schnappt ihn euch!" Jona rechnet mit Steinwürfen und Schlägen, vor allem aber mit eisigem Spott.

Doch dann traut er seinen Augen und Ohren nicht. Als Jona erkannt wird, eilen die Leute von allen Seiten auf ihn zu, umarmen ihn und stammeln immer wieder: "Neben Gott bist du der Anlass unseres Glücks! Du hast uns vor Augen geführt, wie schlecht wir sind. Durch dich sind wir zum Glauben gekommen; deine Botschaft hat uns den großen Gott offenbart." Sie setzen ihm Essen und Trinken vor und möchten am liebsten, dass er bei ihnen bleibt.

Jona weiß nicht, wie ihm geschieht. Er kennt die Vergangenheit: Für Boten Gottes wurden kaum je rote Teppiche ausgelegt. Jona aber erlebt warmherzige und freundliche Aufnahme. Er wird ziemlich verlegen. Schlagartig wird ihm die eigene Unvollkommenheit bewusst. Und so bekennt er den liebenswürdigen Niniviten: "Ich bin genau so ein Sünder, wie ihr es wart. Ich bin sogar weitaus schlechter. Denn ich habe gewünscht, Gottes Gericht werde die Stadt vernichten. Sicher, eure Vergehen waren jedem bekannt. Aber meine Sünde ist viel schlimmer: Ich war selbstgerecht."

"Nein, nein", rufen die Leute. „Gott hat dich auserwählt, um uns zu erretten. Das ist doch Auszeichnung genug. Bist du nicht der Sohn Amittais, jener Jona aus Gath-Hepher? Hast du nicht im Auftrag Gottes angekündigt, die Grenzen Israels vom Eingang Hamaths bis an das Meer der Ebene würden wieder hergestellt werden (2. Könige 14, 25)? Wir wissen, wer du bist - der auserwählte Diener des Herrn." Doch Jona muss noch etwas loswerden, was ihn zutiefst beschämt: "Ich habe bisher immer geglaubt, Gott fordere vom Menschen Gerechtigkeit. Jetzt weiß ich: Gott schenkt Gerechtigkeit."

Jona bleibt noch eine Weile in Ninive: Der König ernennt ihn zum Ehrenbürger der Stadt. Doch dann macht sich der umgewandelte Prophet wieder in Richtung Heimat auf, als ein Wanderer durch die abwechslungsreiche Landschaft des Vorderen Orients.

Zwei Fragen

Diese von göttlicher Ironie getränkte Episode der Bibel warf im Verlauf der Jahrhunderte immer wieder zwei Fragen auf:

1. Wie konnte Jona im Bauch des Fisches drei Tage und drei Nächte überleben? 2. War die Bekehrung der Niniviten vielleicht doch nur von kurzer Dauer, oder blieben sie ihrem neugewonnenen Glauben treu? Zu Frage 1: Der 72-Stunden-Aufenthalt im Bauch des Fisches: Jesus selbst greift auf diesen alttestamentlichen Bericht zurück: „Denn gleichwie Jona drei Tage und drei Nächte in des Fisches Bauch war, so wird des Menschen Sohn drei Tage und drei Nächte im Schoß der Erde sein" Matthäus 12, Vers 40

Auch wenn wir uns als aufgeklärte Menschen der Moderne betrachten, müssen wir demütig bekennen: So wie Gott durch seinen Sohn Wunder über Wunder auf dieser Erde getan hat, so konnte er auch dieses Wunder im Bauch des Fisches bewirken. Damit ist zu diesem Punkt alles gesagt. Zu Frage 2: Die Niniviten werden nach den Worten Jesu am Ende aller Zeiten noch eine ganz besondere Rolle spielen. Jesus Christus benennt sie im Hinblick auf das Endgericht. Sie werden dort nämlich zusammen mit Mose und der Königin von Saba (siehe Matthäus 12, Vers 41) auftreten. Denn - so Jesus Christus - sie hätten sich wahrhaft bekehrt im Gegensatz zu vielen, die sich fromm gäben, ihn innerlich aber ablehnten.

Autor: Heinz Schumacher

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