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Verfasser: Pierre Intering
Erschienen in:706

Freuet euch!

Worauf eigentlich?

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Alle Jahre wieder ... Kein Sender entzieht sich dem alljährlich wiederkommenden Brauch, bei dem das schönste Fest des Jahres besungen wird – ob sanft, dezent, kitschig, nervend oder verrockt. Was für die Ohren gut ist, kann für die Augen nur recht sein. In diesem Sinne erstrahlen feierlich dekorierte Geschäfte. Ganze Straßenzüge werden mit kunstvoll geformten Lichterketten überspannt. Die reich verzierten Einkaufspaläste mit prall gefüllten Regalen stehen bereit. Das große Geschäft kann beginnen.

Tatsächlich macht der Handel zu keiner Zeit mehr Umsätze als in der Vorweihnachtszeit. Regelmäßig werden wir mit entsprechenden Prognosen beglückt. Die tatsächlichen Absatzzahlen zeigen dann, wer zu den Gewinnern und wer zu den Verlierern gehört. Die große Hoffnung liegt auf den Einkaufssamstagen, von denen wir in diesem Jahr sogar vier im Dezember haben. Es lebe das Geschäft. Die Investitionen müssen sich schließlich bezahlt machen.

Darf‘s ein wenig mehr sein?

Es wäre aber nicht ganz fair, Weihnachten nur noch mit Zahlen zu verbinden. Tatsächlich denkt und redet man zu kaum einer Zeit mehr über Familie, Frieden und gar nicht so selten auch über Gott; was aber dann doch recht oberflächlich bleibt. Wie kommt es nämlich, dass wir zwar ein Fest zur Geburt Jesu feiern, aber die Botschaft, die damit verbunden ist, kaum wahrnehmen? "Euch ist heute der Heiland geboren", wurde den Hirten auf dem Feld mitgeteilt (Lukas 2, 8-20). "Heiland?" Komischer Name, oder ist das ein Titel? Auf alle Fälle hat es was mit Jesus zu tun, oder?

Es ist wohl nicht zu übersehen, dass das Christentum im Allgemeinen eher mit Bräuchen und Kultur zu tun hat als mit einem persönlichen Glauben an einen Gott, dem es nicht egal ist, wie es mir und wie es anderen geht. Es ist schon richtig, dass man ins Grübeln kommt, ob es Gott überhaupt gibt, wenn man die Zustände in der Welt betrachtet. Doch wie man selbst an einer Ruine mit etwas gutem Willen noch Hinweise auf einen Bauherrn erkennen kann, gibt es auch auf unserem chaotischen Planeten viele Wunder, die mit Zufall wohl nichts zu tun haben. Nur fällt einem bei schönen Dingen merkwürdigerweise Gott nicht ein. Da genießen wir nur. Erst wenn es wieder brenzlig wird, denken wir an einen Gott – oder eben bei besonderen Anlässen wie der Feier zur Geburt Jesu.

Jesus kam nicht in unsere Welt, um uns nur ein wenig über den lieben Gott aufzuklären und uns auf die Schulter zu klopfen, dass wir so schlecht nicht sind. Es ging ihm nicht nur darum, dass wir doch etwas freundlicher miteinander umgehen, mehr Rücksicht aufeinander nehmen und einander helfen sollen. Dieser Jesus, den wir fast mitleidig in der Krippe betrachten, machte den Menschen klar, dass sie verloren sind. Wir Menschen waren samt allen anderen Lebewesen für ein Leben ohne Ende bestimmt. Der Tod kam, weil sich der Gegenspieler Gottes das Vertrauen der Menschen erschlichen hatte. Als Folge wurde die gesamte Schöpfung in den Strudel des Unglücks und der Endlichkeit gerissen.

Tod, Leid, und Ungerechtigkeit in allen Formen scheinen für uns heute das Normalste auf der Welt zu sein. Wir schreiben dies gerne dem Zufall zu. Dieser bringt eben manchmal Glück, aber vor allem Unangenehmes und Grauslichkeiten in allen Spielarten. Weil wir aber inzwischen so kultiviert sind, dass wir nicht alles dem Zufall überlassen wollen, strengen wir uns ganz schön an, das Leben lebenswerter zu machen. Das gelingt uns aber nur recht unvollkommen. Inzwischen sind wir mit unserem Fortschritt so weit, dass wir uns fragen, wie lange uns der Planet noch aushält. Bis auf ein wenig Glück, einem ungleichmäßig verteilten Wohlstand und ein paar Lebensjahre mehr stehen wir doch recht verloren da. Darüber dürfen unsere technischen Spielereien, die gern als Zeichen des Fortschritts angesehen werden, nicht hinwegtäuschen. Spätestens am Grab unserer Lieben wird uns unsere Unfähigkeit, aus dem tödlichen Kreislauf auszubrechen, bewusst.

"Aber halt, Weihnachten hat doch wohl eher mit Leben als mit Tod zu tun." Ja, eigentlich schon, aber nur wenn der Sinn von Jesu Geburt, seinem Anliegen, seinem Wirken und schließlich von seinem bedeutungsvollen Tod verstanden wird. Jesus wollte damals, wie auch heute, dem Kreislauf der Sünde in all ihrer Form den Kampf ansagen und die Menschen aus ihren zahllosen Abhängigkeiten befreien. Schließlich geht es darum, Bürger einer neuen Welt zu werden, die Gott schaffen wird und auf der es nie wieder Unrecht oder Unglück gibt.

Nicht hinter Kirchenmauern

Solche Botschaften gehören doch in die Kirche – könnte man meinen. Jesus hat sich aber auch nicht hinter dicken Mauern von Synagogen versteckt. Er kam in den Alltag des Menschen. Genau da braucht ihn der Mensch. In diesem Alltag kommt es auf christliche Prinzipien an, die sich im Mitei­nander auswirken. Was nützt es, wenn sich der Mensch innerhalb der Kirchenmauern zu vorgesehenen Zeiten vor lauter Idealismus überschlägt, aber sein Leben nach eigenen Vorstellungen in die Hand nimmt und wieder Macht, Streit, Neid und Lieblosigkeit den Alltag bestimmen?

Eigentlich sollte uns die Bilanz unseres eigenen Lebens mehr interessieren als die nüchternen Geschäftszahlen am Jahresende. Frieden und Glück kann man nicht kaufen und ewiges Leben schon gar nicht. Wir können es uns aber schenken lassen – und das wird unüberhör- und unübersehbar sein.

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