Verfasser: | Mag. Claudia Flieder |
Erschienen in: | 706 |
Zeit:weise
Gedanken zur Zeit
Haben Sie – Zeit? Für einige Gedanken, für ein paar Minuten Stille, Besinnung, neue Impulse, für IHR Leben? Oder sind Sie schon wieder in Zeitnot, in Eile, denn es gibt ja noch so viel zu tun, zu schaffen, zu besorgen, zu erledigen…? Dann sind Sie in guter Gesellschaft und mittendrin in der angeblich "stillsten" Zeit des Jahres, in den Wochen der Einkehr und Besinnung …!?
Zeit bestimmt unser Leben. Von morgens bis abends ist unser Tag geregelt von Terminen und Zeitpunkten. Vom Weckerläuten am Morgen über die Mittagszeit bis hin zum Abend orientieren wir uns an Uhrzeit und Zeitspannen. "Dem Anschein nach ist die Zeit das gerechtest verteilte Gut dieser Erde. Dem Mächtigen und dem Schwachen, dem Unternehmungslustigen und dem Trägen – allen steht die gleiche Menge zur Verfügung", meinte der französische Publizist und Unternehmer Jean-Louis Servan-Schreiber. Und ein irisches Sprichwort sagt: "Als Gott die Zeit machte, hat er genug davon gemacht."
Oft beklagen wir uns über Zeitmangel. Wir hätten gerne mehr Zeit – für die Familie, die Hobbies, uns selbst. Gerade jetzt, in der so genannten "besinnlichen" Zeit des Jahres, vermissen wir sie oft schmerzlich, die Zeit für Ruhe, für Gemeinsamkeit, für Besinnung. Aber ist sie tatsächlich Mangelware? Wo bleibt sie denn eigentlich, die Zeit, die wir mit diversen Geräten und Maschinen, mit ausgeklügeltem "Zeitmanagement" und schnellen Beförderungsmitteln angeblich "einsparen"? Auf welchem Konto scheint sie auf? Oder liegt der Verlust, das Defizit vielleicht eher in einer Fehlinvestition? Nicht die Quantität an Zeit bestimmt, wie wir sie empfinden, sondern die Qualität. Oder anders ausgedrückt, mit einem Zitat des amerikanischen Unternehmers Michael Denk: "Keine Zeit – das gibt es nicht. Nur andere Prioritäten". Aber: Kann man sich denn überhaupt Zeit zur Stille und zur Ruhe, zur Begegnung und Gemeinschaft in Zeiten leisten, wo der ganze Mensch, sein Einsatz, seine Leistung, seine Präsenz, sein Intellekt, aber auch sein Handeln permanent gefordert sind? Vielleicht liegt der Frage aber ein Missverständnis zugrunde. Denn Zeit zur Erholung und zur Pflege von Beziehung und Familie bedeutet nicht Faulenzertum oder Apathie. Im Gegenteil: Sie ist der geradezu notwendige Gegenpol zum Tätig-Sein, zum vielen Arbeiten und Schaffen, zum Hasten und Eilen. Doch der Platz und die Zeit dafür müssen bewusst geschaffen werden. Zeit für Prioritäten stellt sich nicht automatisch von selbst ein. Schon gar nicht in unserer Zeit, wo sich oft das Nebensächliche vor das Wichtige drängt. Der Blick auf die Uhr macht mitunter kopflos – wer den Blick aber zu dem Herrn seiner Stunden, Tage und Jahre hebt, der bekommt klaren Kopf und ein heiteres Herz für ein Leben in Frieden und Gelassenheit, mit klaren Wertigkeiten für die persönliche Lebenszeit. Oder wie schon David in den Psalmen meinte: „Ich aber, HERR, hoffe auf dich und spreche: Du bist mein Gott! Meine Zeit steht in deinen Händen." Psalm 31, 15.16 (LÜ) Darum: Nehmen Sie sich wieder einmal Zeit: Für die Menschen, für die Anliegen, für manche Hobbies, die stets zu kurz kommen. Und wenn es „nur“ Zeit ist, um bei einer Tasse Tee mit einem Freund zu reden oder einige Minuten im Freien zu genießen – es ist Ihre Zeit und Sie bestimmen, wer, was und wie viel er davon bekommt?…! In diesem Sinne: Gute Weihnachtszeit!
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