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Verfasser: Pierre Intering

EU - die biblische Perspektive

Wenn man die Berichte des letzten Jahres bezüglich der EU in den Medien sammelt, wird man von negativen Darstellungen nur so überschüttet. Es gleicht schon fast einem Wunder, dass es dieses Bündnis der europäischen Staaten überhaupt noch gibt.

Die Partei, die sich die EU-Kritik auf ihre Fahnen geheftet hat oder gar den EU-Austritt beschwört, kann auf einen satten Zuwachs bei anstehenden Wahlen hoffen. Kein Thema bringt mehr Stimmen als die massive EU-Skepsis. Das können natürlich auch die Großparteien nicht ignorieren. Darum versuchen sie, den Gegnern entweder den Wind aus den Segeln zu nehmen, indem sie unermüdlich Gegendarstellungen abgeben, oder aber so manche Kritik in ihren Bestrebungen zu berücksichtigen. Also ein ganz normaler Vorgang in der Demokratie? Oder ist es doch ein drohendes Untergangsszenario, auf das man sich vorbereiten sollte?

Einmal ganz einfach betrachtet

Das politische und wirtschaftliche Gebilde der EU ist ziemlich komplex und nicht so einfach zu durchschauen. Es gibt unzählige Vereinbarungen, Rechte und Pflichten. Darüber zu schreiben wäre im Rahmen eines kleinen Artikels völlig unmöglich. Doch die einfachen Vorteile der EU kann man schnell zusammenfassen. Sie erinnern an die USA: Grenzenloses Reisen im wahrsten Sinne des Wortes innerhalb der EU. (Durch die aktuelle Flüchtlingswelle wurde diese Freiheit so manchem Wartenden an den neu errichteten Grenzkontrollstellen wieder bewusst). Auch der ständige Umtausch der verschiedenen Landeswährungen war einst eine große Bürde für Reisende, aber auch für Wirtschaftstreibende. Die vielen Erleichterungen betreffs Zoll, Aufenthalt, Arbeitsplatz und dergleichen sind vielen nicht mehr bewusst. Dass dies natürlich auch seinen Preis hat, ist bekannt, und dass bestimmte Staaten mehr, andere weniger Nutzen daraus ziehen, ist auch einleuchtend. Will man aber alle Vorschriften und Gesetze genau einfordern, wird es schon recht kompliziert. Das ist auch der Grund, warum es so unterschiedliche Meinungen gibt.

Die EU und die Bibel

So fremd das auch klingen mag, die Bestrebungen und Bündnisse der EU wurden schon vor über 2500 Jahren in der Bibel beleuchtet. Damit kein Missverständnis aufkommt: Es geht in diesen biblischen Voraussagen um keine Bewertung, wie gut oder wie schlecht solch ein Staatenbündnis ist. Keine Partei und keine Interessensgruppe kann daraus Kapital schlagen, und keine Verschwörungstheorie darf sich auf dieses Wort des alttestamentlichen Propheten Daniel berufen. Kein Stolz und schon gar keine Schadenfreude sind bei diesem Thema über das Gelingen oder Scheitern angebracht. Nationalismus, der sich feindlich gegenüber anderen verhält, hat keine Berechtigung. Alles, was sich zwischen Menschen stellt und Klassenunterschiede verfestigt, sollte der Vergangenheit angehören. Tatsächlich wird diese Haltung aber immer populärer - aus Angst, Unwissenheit oder wegen tatsächlicher Bedrohungen.

Was hat die EU nun aber wirklich mit der Bibel zu tun? Im zweiten Kapitel des Buches Daniel werden die Bestrebungen bezüglich der Vereinigung Europas geschildert. Diese Voraussage steht im Zusammenhang mit dem Exil des jüdischen Volkes in Babylon. Daniel und seine Freunde waren unfreiwillige "Gäste" des prunkvollen Babylons, dessen Herrscher Nebukadnezar glaubte, sein Reich werde niemals untergehen. Aber wie so oft kam alles anders. Durch einen Traum wurde ihm nicht nur gezeigt, dass auch sein Weltreich dem Ende zugeht, sondern auch, was danach kommen sollte.

Daniel konnte mit der Hilfe Gottes Nebukadnezars Traum und dessen Bedeutung erzählen: "In deiner Vision sahst du eine riesige Statue vor dir. Von ihr ging ein greller Glanz aus, und ihre ganze Erscheinung jagte dir Angst ein. Der Kopf war aus reinem Gold, die Brust und die Arme waren aus Silber, Bauch und Hüften aus Bronze, die Beine aus Eisen und die Füße teils aus Eisen, teils aus Ton. Während du noch schautest, löste sich plötzlich ohne menschliches Zutun ein Stein von einem Berg. Er traf die Füße aus Eisen und Ton und zermalmte sie. Die ganze Statue brach in sich zusammen; Ton, Eisen, Bronze, Silber und Gold zerfielen zu Staub, den der Wind wegblies wie die Spreu von einem Dreschplatz. Nichts war mehr davon zu sehen! Der Stein aber, der die Statue zertrümmert hatte, wuchs zu einem riesigen Berg und breitete sich über die ganze Erde aus." Daniel 2,29-35 (Hfa)

Daniel konnte dem König auch die Bedeutung des Traumes mitteilen:

"Das war der Traum. Nun werde ich dir, mein König, erklären, was er bedeutet: Du bist der mächtigste König, größer als alle anderen. Dir hat der Gott des Himmels die Herrschaft anvertraut und dir Macht, Stärke und Ruhm geschenkt. Alle Menschen, ja, sogar die wilden Tiere und die Vögel hat er in deine Hand gegeben. Er hat dich dazu bestimmt, über sie alle zu regieren. Du bist der Kopf aus Gold.

Das Reich, das nach dir kommt, wird schwächer sein als deines.

Das dritte, das bronzene, wird die ganze Welt beherrschen.

Das vierte ist hart wie Eisen. Es zerschlägt alle anderen Reiche, so wie hartes, schweres Eisen alles zermalmt.

Doch du hast gesehen, dass die Füße und Zehen der Statue teils aus Eisen, teils aus Ton waren. Dies bedeutet: Das Reich ist geteilt. Die eine Hälfte ist stark wie Eisen, die andere brüchig wie Ton. Die Herrscher wollen ihre Familien durch Heiraten miteinander verbinden, doch ihr Bündnis hält nicht, genauso wenig wie Eisen und Ton aneinander haften bleiben.

Noch während die Könige dieses Reiches an der Macht sind, wird der Gott des Himmels sein Reich aufbauen, das nie zugrunde geht. Kein anderes Volk kann ihm jemals die Herrschaft streitig machen. Ja, es bringt alle anderen Reiche zum Verschwinden und wird selbst für immer fortbestehen. Das, mein König, war der Stein, der ohne menschliches Zutun vom Berg losbrach und die Statue aus Ton, Eisen, Bronze, Silber und Gold zertrümmerte. Ein mächtiger Gott hat dich in die Zukunft sehen lassen. Ich habe dir deinen Traum genau beschrieben, und meine Deutung trifft zu." Daniel 2,36-45 (Hfa)

Nun wusste Nebukadnezar, wie es nach seiner Herrschaft weitergehen würde. Auf Babylon sollten andere Reiche folgen. Ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher zeigt, dass Babylon (der Kopf) durch das Doppelreich Medien/Persien (die Brust) abgelöst wurde, und dieses wurde wiederum von den Griechen (die Lenden) besiegt. Aber auch dieses Reich war alles andere als ewig. Die Römer (die Beine) übernahmen für viele Jahrhunderte die Weltherrschaft. Schließlich fand auch dieses Reich sein Ende, aber nicht durch eine weitere Großmacht, sondern durch die verschiedenen Stämme, die dem römischen Imperium den Todesstoß versetzten. Aus der Völkerwanderung entstanden schließlich die heutigen europäischen Staaten (die Füße).

Große Bemühungen

Die folgenden Jahrhunderte waren von unzähligen Versuchen geprägt, das zersplitterte ehemalige Römische Reich wieder zu vereinigen. Karl der Große versuchte die Länder Europas mit Hilfe der Kirche zu verschmelzen. Er scheiterte aber ebenso wie Karl V. Selbst die berühmten habsburgischen Heiratsverbindungen blieben auf Dauer ohne Erfolg. Auch Napoleon hatte genaue Vorstellungen davon, wie Europa künftig aussehen sollte: "Wir brauchen ein europäisches Gesetz, einen europäischen Gerichtshof, eine einheitliche Münze, die gleichen Gewichte und Maße, wir brauchen dieselben Gesetze für ganz Europa. Aus allen Völkern will ich ein Volk machen" (E. Ludwig, "Napoleon", S.219, Diana Verlag BB 1952). Doch auch Napoleon scheiterte. Sah es noch vor nicht allzu langer Zeit recht gut für Europa aus, ist heute vielerorts Ernüchterung eingetreten. An der "Supermacht Europa" wird aber noch immer emsig gearbeitet. Viele Dinge, von denen Könige und Kaiser zuvor nur geträumt hatten, sind Wirklichkeit geworden. Offene Grenzen, eine gemeinsame Währung, gemeinsame Gesetze und vieles mehr sind heute in vielen Ländern Europas selbstverständlich. Die Liste der schon erreichten Ziele ist beachtlich. Dabei ist noch lange nicht alles verwirklicht, was sich die "Bauherren" Europas vorstellen und wünschen.

Doch ihr Bündnis hält nicht!

Die Errungenschaften dürfen aber nicht über die recht unterschiedlichen Auffassungen innerhalb der Europäischen Gemeinschaft hinwegtäuschen. Konflikte zwischen nationalen und europäischen Interessen sorgen immer wieder für Unmut. Trotz zahlreicher Kompromisse kommt der Vereinigungsprozess immer wieder ins Stocken, und selbst Austrittsszenarien oder gar der völlige Zusammenbruch des Staatenbündnisses werden immer wieder beschworen. Die Begeisterung in der Bevölkerung schlägt in bestimmten Teilen in offene Ablehnung um. Selbst Politiker sind trotz ihres grundsätzlichen Ja zur EU-Politik nicht ohne Vorbehalte. Im Zusammenhang mit der viel beschworenen Flüchtlingskrise zeigt sich, wie unterschiedlich die einzelnen Staaten reagieren, wie sehr man bereit ist zu nehmen, aber wie zurückhaltend man ist zu geben und wie wenig wirklicher Zusammenhalt da ist.

Derzeit bewegt aber die wirtschaftliche Lage die Gemüter der EU-Bürger. Wie schon ein paar Mal zuvor wird auch jetzt wieder die ganze EU-Gemeinschaft in Frage gestellt. Die Prophetie von Daniel 2, dass sich diese Staaten nicht vereinen lassen, ist durchaus zu erkennen.

Was auch immer von der EU zu halten ist und wie auch immer die momentanen Trends aussehen, letztendlich wird dies eintreffen, was dem König Nebukadnezar im Traum gezeigt worden ist: „Aber sie werden doch nicht aneinander festhalten.“

Nachwort

Es geht nicht darum, beweisen zu wollen, dass das Bündnis Europa jetzt auseinanderbricht; auch nicht darum, wie gut oder schlecht ein Staatenbündnis wie Europa überhaupt ist. Die biblische Aussage „Sie werden nicht aneinander halten“ ist eine wertfreie Feststellung über eine Entwicklung. Aus welchen Gründen auch immer, wird Europa nach dem prophetischen Wort der Bibel nie eine beständige, stabile Vereinigung, vergleichbar mit den Vereinigten Staaten von Amerika sein. Es wird demnach nie zu einem Superstaat werden. Auch wenn schon vieles erreicht worden ist und man manches oder vieles davon sicher als Fortschritt bezeichnen kann, ist der Vereinigung doch eine Grenze gesetzt.

Die entscheidende Aussage in der Weissagung ist aber die indirekte Ankündigung der Wiederkunft Jesu zur Zeit dieser Vereinigungsbemühungen: „Der Gott des Himmels (wird) sein Reich aufbauen!“ Wie das geschieht? Auch darüber äußerte sich Jesus. Als er von der Zerstörung des Tempels sprach, erklärte er den Jüngern auch, was viel später vor und bei seinem Wiederkommen geschehen werde (siehe Matthäus Kapitel 24 u.a.). Damals retteten Menschen sogar ihr irdisches Leben, indem sie Jesus vertrauten und sein Wort ernst nahmen. Diese Rettung gilt, übertragen auf das von ihm versprochene ewige Leben, bis heute.

Zu diesen und anderen wichtigen Prophezeiungen sei das Heft "Die Zukunft ist kein Geheimnis" (Top Life Wegweiser-Verlag) empfohlen.

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Erschienen in: Top Life Aktuell 1503

 

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