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Verfasser: Pierre Intering
Erschienen in:Top Life Aktuell 1706

Von Faktenchecks, Träumen und Wünschen

Zweifellos gehört "Fake-News" zu den Begriffen, die sich in diesem Jahr tief in unsere Köpfe gebrannt haben. Er bedeutet weit mehr als nur "falsche Nachrichten". Er verkörpert eine alte, bewährte Methode, die Meinung anderer Menschen zuerst zu beeinflussen und schließlich zu lenken. Für ein Land mit demokratischen Strukturen ist dies eine überaus erfolgreiche und billige Art der Wählerwerbung.

Ein anderes Wort kam in diesem Jahr auch immer öfter vor - der „Faktencheck“. Es ist gewissermaßen eine Gegenmaßnahme, um „Fake-News“ als solche zu entlarven. Auch das ist nur ein neuer Begriff, aber keine neue Erfindung. Das Problem dabei ist nur, dass ein Faktencheck in unserer schnelllebigen Zeit so gar nicht ins Konzept passt, weil er Zeit braucht. Wer interessiert sich schon wirklich für die richtigen Zahlen! Etwas mehr oder weniger ist doch egal - könnte man meinen. Aber durch ein wenig mehr da und etwas weniger dort kann ein ganz anderes Bild und ganz sicher ein anderes Ergebnis entstehen. „Es ist mühsam, sich erst mit den Fakten auseinanderzusetzen“, wäre der nächste Einwand. Schließlich hat man sich doch gerade erst eine Meinung gebildet, hat auch bei- und mit anderen fast triumphierend zugestimmt. Und jetzt soll plötzlich alles anders sein? Man muss doch Rückgrat beweisen und zu seiner Meinung stehen! Außerdem fühlt sich das viel besser an, als sich abwägend und etwas unsicher einzugestehen, dass es doch nicht so einfach ist.

Ursachen

Alles, was uns begegnet, ist oft viel komplexer und komplizierter, als wir es wahrhaben wollen. Da kann man nicht einfach einen Hebel umlegen oder gleich eine Lösung präsentieren, damit alles wieder passt. Ein Thema in diesem Jahr waren wieder die endlosen Flüchtlingsdiskussionen, die sich als Beispiel für einen Faktencheck hervorragend eignen. Es wurde darüber so viel berichtet, diskutiert und gestritten, dass man das Wort Flüchtling schon gar nicht mehr hören konnte. Jede Seite brachte ihre Argumente vor – einmal mehr und einmal weniger aggressiv. Das eigentliche Problem wurde aber viel zu wenig erwähnt. Man redet nämlich hauptsächlich über die Auswirkungen (es geht um die Wirtschafts- und nicht die Kriegsflüchtlinge), ohne die Ursachen gebührend zu beachten. Es gibt sehr wohl Gewinner und Verlierer der Globalisierung. Mensch und Umwelt in den ärmeren Ländern werden vom reichen Westen ausgebeutet. Der einfache Bürger bekommt da nicht so viel mit - außer er interessiert sich dafür. Es gibt genug Berichte und Dokus darüber, wie es sich die reichen Konzerne richten und dadurch viele Menschen auf der Strecke bleiben.

An der ungerechten Gewinnbeteiligung ändern auch die Spendengelder und Hilfsleistungen nichts, die an diese Länder gehen. Solange es keine wirtschaftliche Gerechtigkeit gibt, wird man nicht nur auf die reichen Länder schielen, sondern selbst ein Teil von ihnen werden wollen. Dass in ärmeren Staaten die Korruption besonders schlimm ist, macht die Lage natürlich noch verworrener. Aber weil es so viel Ungerechtigkeit gibt, blüht die Bestechlichkeit erst recht. Die Gewalt kommt noch hinzu. Von weitem betrachtet, sieht man nur die Folgen der Krankheit und beschimpft sogar diejenigen, für deren Sehnsüchte man selbst verantwortlich ist. Erst wenn man näher hinsieht, hineinhorcht und nachfragt, fängt man an, die Ursachen zu erkennen.

Alles hat mindesten zwei Seiten

Es ist eine ganz einfache Tatsache: Wir können etwas von vorne, von hinten, von der Seite, von oben, von unten oder von irgendeinem anderen Winkel betrachten. Und wem es noch nicht kompliziert genug ist: Auch der Abstand, durch den ich etwas betrachte, verändert die Wahrnehmung. Allein diese Tatsachen sollten uns vorsichtiger werden lassen, wenn wir unseren Standpunkt als unverrückbare Wahrheit darzustellen versuchen. Da der Mensch ohnehin dazu neigt, einseitig, rechthaberisch und wenig objektiv zu sein, ergibt sich das Bild, dass die verschiedenen Sichtweisen in den Parteien aufeinanderprallen. Es ist doch egal, ob ich von links oder rechts attackiert werde - es ist unangenehm, unfair und entzweit Menschen immer mehr. Klar, es ist viel bequemer, sich nach einer Partei zu richten, ihre Werbesprüche so lange und so oft zu wiederholen, bis man selbst restlos davon überzeugt ist. Damit trägt man aber nur dazu bei, dass alles auseinandergerissen wird.

Ein kleiner Traum

Wir haben in der westlichen Welt ja einige Instrumente, die zum Wohl aller eingesetzt werden, aber noch verbessert werden könnten: In der Politik ist es der Urgedanke der Demokratie, dass man sich zusammensetzt und eine Streitfrage von verschiedenen Seiten beleuchtet. Dabei lernt jeder vom anderen. Gemeinsam findet man eine Lösung. Im Laufe der Zeit muss man nachjustieren, aus Erfahrungen lernen, auf neue Umstände eingehen etc. Das alles aber in einer echten Zusammenarbeit. Keiner soll dabei Gewinner oder Verlierer sein. In der Wirtschaft sind eine faire und gerechte Arbeit und deren Bezahlung gefordert. Der Arbeitgeber hört auf die Interessen der Arbeitnehmer, und der Arbeitnehmer versucht den zu verstehen, der große Verantwortung trägt und sich um Dinge kümmert, um die sich andere keine Gedanken zu machen brauchen. In den Kirchen gilt die Aufmerksamkeit den Bedürfnissen der Menschen. Wo kann man helfen? Das ideelle Fundament aber für alles Handeln sollten die Lehren von Jesus Christus und die Führung durch Gottes Geist sein. Glaube und Vertrauen auf die umwandelnde Kraft Gottes verändert die Menschen und bringt sie näher zueinander und zu Gott. Liebe hört dann auf, nur ein Modewort zu sein. Sie zeigt sich im echten Miteinander.

Aufgewacht

Was Politik und Wirtschaft betrifft, sieht alles nur nach einem Wunschtraum aus. Konkurrenz- und Siegerdenken sind aus der menschlichen Natur wohl schwer zu verbannen. Bleibt also nur die Hoffnung "Kirche". Doch wenn man ehrlich bleiben möchte, ist auch da nicht viel Licht zu sehen. Abgesehen von der verwirrenden Vielfalt, die den Suchenden ziemlich ratlos dastehen lässt, kämpft man auch hier oft untereinander um Ansehen und Führung. Sehr anziehend sind Kirchen offensichtlich heute nicht. Schließlich prägt auch hier der Mensch mit all seinen Mängeln das Geschehen.

Faktencheck: Und doch gibt es Hoffnung

Die Hoffnung und das Heil kommen nicht von einem starken menschlichen Führer, nicht von blutigen Revolutionen und gewalttätigen Aufständen. Wer die Geschichte aufmerksam verfolgt, wird feststellen, dass sich überall dort, wo Denkweisen verändert worden sind, auch die Lebensumstände besserten. Das war oftmals erst nach einem Krieg der Fall, bei dem alle Seiten viel verloren hatten. Man kam zur "Vernunft", suchte eine Lösung und fand sie schließlich auf gewaltlosem Weg. Diktatoren wurden in die Wüste geschickt, und man bemühte sich, Hass und Vorurteil abzulegen. Das gelingt zwar immer nur teilweise, aber immerhin. Es beginnt eine neue Ära - bis ein Problem wieder zu groß wird, sich ein neuer Führer erhebt und alles ändern möchte. Das Spiel beginnt von vorne.

Und wo bitte ist da die Hoffnung? Für den Christen liegt sie außerhalb der menschlichen Natur, weil diese ja bekanntermaßen immer wieder in alte Muster verfällt. Die Botschaft für diese Weihnachten soll wieder auf den einen hinlenken, der Frieden bringt, wenn man ihn lässt. Dieser Friede wird nicht einfach über Massen gestülpt, sondern erreicht die einzelnen Herzen, was das Leben völlig verändern kann. Machen wir uns nichts vor: Solange in den eigenen Familien, Gemeinden, Dörfern und Kirchen gestritten, gespuckt und getreten wird, kann man von der großen, weiten Welt nichts anderes erwarten. Was im Kleinen nicht funktioniert, wird auch im Großen versagen. Weihnachten wäre wieder eine gute Gelegenheit, das auszuprobieren, was man von der "Welt" erwartet. Aber nicht nur berechnende, freundliche Worte reden und möglichst alle Konfliktthemen meiden, sondern echtes Interesse am anderen zeigen und sich in einem guten Geist damit auseinanderzusetzen, wäre das Gebot der Stunde. Was braucht der andere, was kann man selbst dazu beitragen, damit es besser wird? Was wären die Tage ohne einen Streit, ohne böse Worte, ohne Unterstellungen, ohne Konflikte jeglicher Art? Faktencheck: Es wird nicht funktionieren ... wenn es nur Kopfsache bleibt. Öffnen wir unser Herz und lassen die Botschaft Jesu darin wirken, dann ist es eine echte Chance. Welche Auswirkungen kann es haben, wenn viele in den nächsten Tagen ganz einfach die Worte Jesu in der Bibel lesen, darüber nachdenken und IHN einladen, am Herzen zu wirken, sodass man auch dazu fähig wird, so zu denken und so zu leben! Es geht darum, dass wir uns verändern lassen, bevor wir es von den anderen erwarten. Es wäre dann ein kleiner Vorgeschmack auf die neue Erde, die uns erwartet. Das ist mein Weihnachtswunsch!

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