Verfasser: | Pierre Intering |
Erschienen in: | Top Life Aktuell 1801 |
Glaube - ganz privat!? Glauben wir noch oder verstecken wir uns nur?
"Was ich glaube, geht niemanden etwas an!" Klingt logisch und stimmt ja auch, falls man zu einem Bekenntnis gedrängt oder gezwungen werden sollte. Jeder muss für sich persönlich entscheiden können, was er von sich preisgibt und was nicht. Soweit die Theorie. In der Praxis ist es doch ein wenig anders.
Da die Trennung von Kirche und Staat nur halbherzig ist, scheint die Religionszugehörigkeit doch in den Meldeämtern auf. Der Staat hebt für bestimmte Kirchen die Kirchensteuer ein und wird mit ca. 3% dieser Kirchensteuer für diesen Dienst entlohnt. Diese Abmachung zwischen Kirche und Staat wird immer wieder kritisiert. Schließlich wird durch dieses Vorgehen die religiöse Überzeugung amtlich. Besonders in ländlichen Gegenden darf bezweifelt werden, ob diese Informationen in den Amtsstuben verbleiben. Über religiöse Überzeugungen, politische Ausrichtungen und Meinungen über gesellschaftliche Themen möchte man schon selbst verfügen und bestimmen, wer davon erfahren oder nicht erfahren soll. Eigentlich sollte dies in unserer Zeit eine Selbstverständlichkeit sein.
Ich möchte aber
Seine Daten zu schützen und eigener Herr darüber zu sein, ist die eine Sache. Sich selbst aber bewusst zu "outen", also seine Überzeugung nicht zu verstecken, ist etwas anderes. Da sieht es in den westlichen Ländern sehr zwiespältig aus. Auf der einen Seite ist man stolz darauf, in einem Land mit christlicher Tradition und ebensolchen Werten zu leben. Andererseits vermeidet man es tunlichst, sich als Christ erkennen zu geben: "Glaube ist Privatsache." Ja, das stimmt, es ist nicht nur privat, sondern auch sehr persönlich. Deshalb soll mir kein Staat, keine Behörde oder irgendjemand etwas vorschreiben können. Das hat aber nichts damit zu tun, dass ich nicht zu meiner Überzeugung stehen kann und das auch ganz offen äußern darf. Ist es nicht merkwürdig, dass man über etwas schweigen möchte, von dem man überzeugt ist, dass es für unser Leben und unsere Zukunft von überragender Bedeutung ist? Wenn ich glaube, dass Jesus als Sohn Gottes auf diese Welt kam, um uns zu zeigen, was wahres Leben ist, wie wir glücklich werden können und wie Frieden herrschen kann, dann ist es schon seltsam, wenn ich mit niemandem darüber reden möchte. Wenn ich überzeugt bin, dass Jesus meine Schuld auf sich nahm, dafür ans Kreuz geschlagen wurde und uns allen, die wir an seine Erlösung glauben, ewiges Leben anbietet, wäre es mehr als merkwürdig, darüber zu schweigen.
Andere bekennen
Tatsächlich ist es so, dass wir uns sogar vor Menschen fürchten, die kein Problem haben, ihren Glauben offen zu zeigen - ob es nun Christen oder Andersgläubige sind. Wir fürchten uns vor den Religionen, die unsere christliche Kultur scheinbar überschwemmen. Es fällt ja viel leichter, sich gegen etwas zu stellen, als für etwas im christlichen Geist einzutreten. Nein, der Islam überzeugt mich nicht und zieht mich auch nicht an, aber die Menschen, die ihn nicht verstecken, geben mir schon zu denken. Wenn es nur unter dem Druck der Kultur, der Tradition und der Religionsführung geschieht, ist es nicht beeindruckend, nein. Aber wenn es in bescheidender Art erfolgt, ohne andere manipulieren zu wollen, wenn man sich einfach dazu bekennt, dann verdient es Respekt.
Warum wir schweigen
Hier müssen wir uns wirklich fragen lassen, warum wir als Christen so schweigsam sind. Die häufigste Ursache wird wohl die sein, dass wir zwar bekennen, aber nicht wirklich glauben. Manche mögen überzeugte Atheisten sein, aber die Mehrheit ist es nicht. Schließlich sind zu bestimmten Zeiten die Kirchen übervoll. Christliche Feste werden ausgiebig, wenn auch verfremdet, gefeiert, und in persönlichen Gesprächen bekennt man ganz gern, dass es wohl irgendetwas Höheres gibt. Einen Restglauben, ein wenig Hoffnung, einen übersinnlichen Ausweg lassen wir uns offen. Da wir auch Jesus ganz in Ordnung finden, brauchen wir uns nicht grundsätzlich von ihm zu distanzieren. Dass er aber der alleinige Weg zum ewigen Leben ist, nehmen wir nicht ganz so ernst. Wenn das jemand heute behaupten würde, gäbe es einen fürchterlichen Aufschrei. Aber da Jesus gewissermaßen anerkannt ist und wir die christliche Kultur leben, lassen wir das so stehen und denken uns unseren Teil, falls wir überhaupt begriffen haben, was Jesus wirklich alles gepredigt hat. Christ ja, Jesus ok, Glaube na ja ... Können wir das Thema wechseln?
Eigentlich ist es ganz einfach: Jemand, der nur halbherzig, nur ab und zu und nicht gerade lustvoll Musik macht, wird sich nicht als Musiker bezeichnen. Der aber sein Instrument liebt, damit Zeit verbringt und in der Musik auch weiterkommt, bleibt nicht unentdeckt. Er wird vermutlich nie weltberühmt, aber seine Familie, seine Verwandtschaft, die Nachbarn und sein Lebensumfeld wissen von seiner Liebe zur Musik. Aber nicht deshalb, weil er die anderen ständig mit Vorträgen über die Wichtigkeit der Musik nervt, sondern weil er seine Leidenschaft lebt und Gelegenheiten ergreift, um zu musizieren. Das bleibt nicht verborgen. Jeder, der sein Hobby, seinen Beruf, seine Familie oder was auch immer liebt, wird "entdeckt". Und das ist gut so! Wie arm wären wir, wenn wir alle Talente, biblisch gesprochen, unter den Scheffel stellten.
Es wäre wünschenswert, wenn sich Christen ihrer Glaubensgrundlage wieder bewusst würden und zu den Werten stünden, die Jesus vor 2000 Jahren durch sein Leben in den Mittelpunkt gerückt hat. Diese Werte sind im biblischen Wort für alle Zeiten festgehalten.
Es war nicht immer angenehm, wenn Jesus persönliche oder gesellschaftliche Missstände aufgriff, um verkehrte Wege aufzuzeigen. Selbst die religiöse Führung hatte damals keine Freude, als Jesus sie auf ihr verkehrtes Handeln ansprach. Der Tadel war aber nicht das Hauptmerkmal von Jesus. Im Gegenteil: Selbst für den schlimmsten Sünder hatte er freundliche Worte und ein mitfühlendes Herz. Jesus stieß niemanden von sich. Nur die Heuchler, die so taten, als ob sie fromm wären, wurden nie Freunde von Jesus - außer jenen, die ihre Masken ablegten und sich von Jesus ein "neues Gesicht" geben ließen.
Wir haben Geschwister
Wenn wir uns als Christen bezeichnen, sollte uns bewusst sein, dass wir eine große Familie sind und überall Geschwister haben. Vielen geht es nicht so gut wie uns. Es wurden noch nie so viele Christen verfolgt wie heute. Was für ein Einfluss könnte von unserer freien Welt ausgehen, wenn wir uns viel mehr zu diesen Verfolgten bekennen und für sie einstehen würden! Wir müssen nicht alle plötzlich fromme Worthülsen von uns geben und auch nicht in einen Wettbewerb treten, wer denn noch frömmer und heiliger ist. Es genügt der Blick auf Jesus und seine Worte. Im Sinn der Bergpredigt wird unser Glaube weltweite Früchte zeigen. Das sollte auch nicht auf morgen oder andere Generationen verschoben werden. "Heute, so ihr seine Stimme hört ..."
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