Andacht vom 06.07.2007:
Kein Willkommensgruß geplant
[Christus] kam in seine Welt, aber die Menschen nahmen ihn nicht auf. Die ihn aber aufnahmen und an ihn glaubten, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden. Johannes 1,11.12 (Hoffnung für alle)
Letztes Jahr bin ich mit einem Predigerkollegen nach Kalifornien geflogen. Es war eine Dienstreise, denn wir mussten an mehreren Orten Verhandlungen für eine Gruppenreise zur Generalkonferenz führen. Die Termine waren dicht gedrängt, aber mein Kollege hatte noch einen kurzen Abstecher zu Freunden aus seiner kroatischen Heimat geplant. Seine Frau hatte ihm auch ein kleines Geschenk mitgegeben. Wir waren schon spät dran und die Freunde nicht zu erreichen. Doch er ließ nicht locker, denn wir brauchten eine Wegbeschreibung zu ihnen. Endlich kam die Telefonverbindung zustande. Nach einer halben Stunde Fahrt waren wir da.
Die Freude war groß. Ich verstand nicht alles, was geredet wurde. Aber die Herzlichkeit ließ keinen Zweifel daran: Hier freute man sich riesig übereinander. Man mochte sich und hatte sich lange nicht gesehen.
Ich muss an den Besuch eines bedeutenden Mannes denken. Lange war er von seiner Familie getrennt gewesen. Jetzt kam er nach Hause. Aber die Begegnung verlief ganz anders als erwartet. Keine herzliche Begrüßung, keine große Wiedersehensfeier und bis auf wenige Ausnahmen auch keine Geschenke. Schließlich wollte man ihn sogar wieder loswerden, auf gewaltsame Weise.
Aus menschlicher Sicht war Jesus ein Versager. "Er kam in seine Welt, aber die Menschen nahmen ihn nicht auf", beschreibt Johannes die Situation. Schon bei seiner Geburt hatte er keine richtige Bleibe. Und es geschah mehr als einmal, dass er fliehen und um sein Leben fürchten musste. Schließlich wurde er sogar gekreuzigt. Echt dumm gelaufen, oder?
Nicht so in seinen Augen. Was man aus menschlicher Sicht als Niederlage bezeichnen würde, war sein größter Triumph: Dieser Jesus blieb nicht am Kreuz, sondern ist vom Tode auferstanden und in den Himmel aufgestiegen, wo er heute zur Rechten des Vaters für uns eintritt (siehe Rö 8,32-34).
Der Volksmund sagt: "Du sollst den Tag nicht vor dem Abend loben." Aber wenn wir Jesus vertrauen, können wir jeden Tag mit einem Lobpreis beginnen. Mit Jesus, dem Sieger, an meiner Seite werden auch Niederlagen in unserem Leben in Siege verwandelt. Dann wird die Freude groß sein. Jesus kümmert sich um mich. Sind wir offen, das heute zu erleben?
Stephan G. Brass
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.