Andacht vom 09.07.2007:
Hochsensibel: der Geldnerv
Bringt aber die Zehnten in voller Höhe in mein Vorratshaus, auf dass in meinem Hause Speise sei, und prüft mich hiermit, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch dann nicht des Himmels Fenster auf tun werde und Segen herabschütten die Fülle. Maleachi 3,10
Ein Seelsorgebesuch. Der jungen Familie geht es sichtlich gut, zumindest materiell gesehen. Vor dem neuen Häuschen parkt ein respektables Auto, drinnen ist alles vom Feinsten und sowohl Vater als auch Mutter und Kind entsprechen ziemlich exakt dem klassischen Klischee einer bürgerlichen Wohlstandsfamilie. Das Gespräch verläuft allerdings nicht ganz komplikationslos, als es um Glaubensfragen geht. Richtige Begeisterung will da irgendwie nicht aufkommen. Aber: "Wenn Haus und Auto abbezahlt sind, dann kann ich auch wieder den Zehnten geben!"
Na, das ist doch wenigstens etwas ... Da stutzt der junge Prediger, denkt an die üblichen Laufzeiten von Hypotheken und meint, er habe sich verhört. Kann man das Evangelium denn wirklich so sehr missverstehen und die Chancen, die Gott uns bietet, so missdeuten?
Zugegeben, Gott und Geld, das war schon immer ein hoch sensibles Thema. Aber vielleicht liegt das ja gerade daran, dass von "Chancen" in diesem Zusammenhang nur höchst selten gesprochen wird. Dabei ist gerade dies das entscheidende Stichwort, denn Gottes Zusagen erfüllen sich nicht nur, wenn die Kasse stimmt, sondern auch (und sogar vor allem dann), wenn sie mal nicht stimmt.
Was wäre das auch für ein Gott, wenn's anders wäre! Hat er uns nicht aufgefordert, ihn buchstäblich zu prüfen? Ja, das hat er getan - und zwar ausgerechnet in jenem Bereich, von dem man gemeinhin sagt, dass spätestens dort alle Freundschaft endet. Bei ihm fängt sie gerade dort an, und "die Fülle" seines Segens hat er uns obendrein zugesagt, wenn wir uns auf ihn einlassen und ihm rückhaltlos vertrauen.
Das ist nämlich das eigentliche Geheimnis bei diesem Thema: Es geht nicht um unser Geld, sondern um unser Vertrauen und unseren Gehorsam! Beides zusammen macht errettenden Glauben aus (siehe Rö 1,5) Unser Geld braucht der Allmächtige nämlich nicht, aber unsere Herzen, die möchte er haben. Und er weiß, woran unsere Herzen oft hängen (siehe Mt 6,20,21).
Er ist der Herr des Universums, da fallen ein paar Euro nicht ins Gewicht. Wir aber sind ganz und gar abhängig von ihm - und er öffnet uns die Tür zu ungeahnten Möglichkeiten. Du und ich, wir dürfen ihn beim Wort nehmen - heute und jeden Tag, auch wenn wir Schulden abbezahlen müssen!
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.