Andacht vom 18.02.2008:
Schuldverschiiiiebung
Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand. Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt. Jakobus 1,13.14
Immer wieder erscheinen sie in den Medien: Berichte über Mülldeponien, Transporte mit radioaktivem Abfall, Lagerstätten für schwermetallhaltigen Sondermüll ... Die Art und Weise, wie mancher Politiker mit den Altlasten der Konsum- und Industriegesellschaft umgeht, finden wir in unserem kleinen Alltag wieder, nämlich dann, wenn es um den Umgang mit Schuld und Sünde geht. Die einen (Sondermüll) wie die anderen (Schuld und Sünde) schiebt man gerne ab. Hauptsache sie landen weit weg von zu Hause. Die anderen können ja sehen, wie sie damit fertig werden.
Wie gehe ich, wie gehst du mit dem eigenen Versagen, mit eigenen Schwächen und Fehlern um? Kehren wir sie unter den Teppich oder schieben wir sie dem anderen in die Schuhe? Manche sagen: "The devil made me do it" (Der Teufel ist daran schuld). Zur Zeit des Jakobus gab es anscheinend welche, die sogar Gott die Schuld in die Schuhe schieben wollten.
Jakobus hält nicht viel von all diesen Spielchen. Weder Gott noch Satan, weder mein Partner noch die Katze des Nachbarn sind an dem schuld, was ich verbockt habe. Er betont in unserem Text und den darauf folgenden Versen die eigene Verantwortung und die Freiheit, die alle Menschen besitzen, sich in jeder Situation neu entscheiden zu können. Leider sind wir uns dieser Freiheit nicht immer bewusst und klagen über Sachzwänge, schwierige Umstände, Charakterschwächen usw.
Weil Gott mich aber grundsätzlich so annimmt wie ich bin, muss ich nicht vor ihm Kosmetik betreiben und mich nur von der Schokoladenseite zeigen. Weil Gott mich bedingungslos liebt, kann ich auch zu meinen Fehlern stehen. Gott bestraft den reumütigen Sünder nicht mit Liebesentzug, wie wir es vielleicht in unserer Kindheit erlebt oder selbst in der Vergangenheit praktiziert haben. Gottes Antwort auf echte und ehrliche Selbstkritik ist Vergebung und Heilung. Erst wenn ich mich zu meinem Müll vor Gott und auch vor anderen bekenne (nämlich dann, wenn sie darunter zu leiden hatten), kann mir Gott wirklich helfen. Zum Schluss noch eine erstaunliche Gesetzmäßigkeit:
Je mehr ich mit Gott über meine eigene Schuld und mein Versagen rede, desto weniger rede ich über die Schuld des anderen! Das wünsche ich mir, für mich persönlich und für unsere Gemeinde.
Christian Frei
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.