Andacht vom 09.06.2008:
Pilgerstätte Stadion
Da schütten die Menschen ihr Gold und Silber aus dem Beutel und wiegen es ab. Anschließend bringen sie es zu einem Goldschmied und lassen daraus eine Götterfigur herstellen. Kaum ist sie fertig, werfen sie sich zu Boden und beten sie an. Jesaja 46,6 (Hoffnung für alle)
In diesem Monat beginnt die Fußballeuropameisterschaft. Es wird viel los sein in den nächsten Wochen. "Fußballverrückte" aus vielen Fußballnationen dieser Welt sind in Österreich zu Gast und werden eine (mehr oder weniger) fröhliche Atmosphäre verbreiten. Fußball ist ja bekanntlich die schönste Nebensache der Welt. Allerdings habe ich den Eindruck, dass er für manche zur Hauptsache geworden ist.
Ich kann mich noch gut erinnern, als Griechenland 2004 überraschend Europameister wurde. Trainer Otto Rehagel wurde daraufhin gleich zum "Gott" erhoben. Auch bei den Spielen hierzulande liest man auf den Plakaten, dass Spieler oder Trainer als "Fußballgötter" bezeichnet und vergöttert werden, zumindest solange sie Erfolg haben.
Fußball ist eine Ersatzreligion geworden, die das Leben und die Stimmung vieler Menschen beeinflusst. In den Stadien finden jede Woche Gottesdienste statt. "Reine Fußballstadien sind Pilgerorte des 21. Jahrhunderts, wenn sechzigtausend Menschen in der ,Kathedrale' Westfalenstadion zusammen sind, ist das nichts anderes als die imposante Machtdemonstration einer glaubensfesten Gemeinde." (Gunter Gebauer, DIE ZEIT, Nr. 38, 2004, Seite 66) Der Mensch, der nicht mehr in die Kirche geht, sucht seine religiösen Bedürfnisse andernorts zu befriedigen.
Fußballgötter sind selbst gemachte Götter. Sie sollen die innere Leere vertreiben und die tiefsten Sehnsüchte befriedigen, auch wenn es nur für neunzig Minuten ist. Die Stars des Fußballs sollen von unserer eigenen Unzulänglichkeit ablenken.
Jeder weiß, dass die Fußballreligion nicht trägt, nicht wirklich befriedigt. Sie mag schöne Augenblicke vermitteln, aber das Leben kann sie nicht retten. Das kann nur der wahre und einzige Gott, der Schöpfer und Erlöser dieser Welt, der Leben verändert und dauerhaft die innersten Bedürfnisse erfüllt. Beten wir ihn an!
Fußball darf Nebensache bleiben. Freuen wir uns auf schöne Spiele im kommenden Monat, aber lassen wir unser Leben von Gott, dem Herrn, bestimmen.
Roland Nickel
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.
