Andacht vom 23.11.2008:
Auf der Schafsuche
Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stall; auch sie muss ich herführen, und sie werden meine Stimme hören, und es wird eine Herde und ein Hirte werden. Johannes 10,16
Sie hatten niemals die Absicht, eine neue Glaubensgemeinschaft zu gründen. Im Gegenteil: Mitten in ihren angestammten Kirchen wollten sie die faszinierende Neuentdeckung der Aktualität des prophetischen Wortes und die frohe Botschaft vom baldigen Kommen Jesu zum Leuchten bringen und so zu einer umfassenden geistlichen Neubelebung beitragen.
Ihre diesbezüglichen Hoffnungen wurden bitter enttäuscht, doch die Trennung fiel schwer. Diesen Schritt taten sie erst, als man sie vor die harte Alternative stellte, entweder zu schweigen oder zu gehen. Sie konnten nicht schweigen - doch letztlich war es Gott selbst, der ihnen durch sein Wort und seinen Geist den Weg zu neuen Ufern wies. Und die Gründung der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten war ganz allein seine Idee ...
Ellen G. White, Joseph Bates und all die anderen "Pioniere" der Adventgemeinde haben diese Zeit und die damit verbundenen Erfahrungen niemals vergessen. Sie prägten ihr Leben, ihren Glauben und nicht zuletzt ihren persönlichen Umgang mit ihren Mitchristen aus anderen Gemeinschaften.
Ellen G. White schrieb: "Unsere Prediger müssen versuchen, den Predigern anderer Gemeinschaften nahe zu kommen. Betet für diese Männer, für die Christus Fürsprache einlegt, und betet mit ihnen. Eine feierliche Verantwortung ruht auf ihnen. Als Botschafter Christi sollten wir eine tiefe und ernste Anteilnahme an diesen Hirten der Herde bekunden." (Schatzkammer II, S. 348)
Nein, ich unterschlage nicht die andere Seite der Medaille, denn auch da ist Ellen G. White eindeutig: "Gott besitzt auf Erden eine Gemeinde, die sein auserwähltes Volk ist und seine Gebote hält..." (ebd., S. 327.328) Aber wenn es um die Identität der Adventgemeinde geht (und von keiner anderen ist hier die Rede), dann gehören Selbstbewusstsein und Demut unbedingt immer zusammen. Für Arroganz war da noch niemals Platz. Dazu besteht auch absolut kein Anlass, denn Christus ist für alle Menschen gestorben. Deshalb haben wir - du und ich - allen Grund, auch heute nicht nur für unsere Mitchristen in anderen Gemeinschaften zu beten, sondern auch gemeinsam mit ihnen für Gott zu wirken. Es gibt ja so viele Möglichkeiten...
Friedhelm Klingeberg
Quelle: Andachtsbuch des Advent-Verlags Lüneburg - mit freundlicher Genehmigung.